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Ohrfeige um Ohrfeige

■ Handelskammer verteidigt Studie zu falschen Arbeitslosen und beschimpft SPD

Die Handelskammer der Freien und Hansestadt Hamburg fühlt sich in ihren Gefühlen verletzt. Schuld daran ist die SPD. Mit harschen Worten und heftigen Vorwürfen hatten die Sozis eine Studie der Handelskammer kritisiert. Danach wollen zwei Drittel der Arbeitslosen lieber Staatsknete kassieren als rackern. Höchstens 35.000 der 90.000 Hamburger Erwerbslosen wollten tatsächlich einen legalen Job. Zynisch, polemisch und unseriös seien derartige Behauptungen, empörte sich daraufhin die geballte Sozialdemokratie. Da hätte die Kammer wohl „in die ideologische Mottenkiste gegriffen“, sagte Arbeitssenatorin Helgrit Fischer-Menzel (SPD) vergangene Woche in der Bürgerschaft. Die Analyse sei „oberflächlich und falsch“.

Verschnupft griffen der Präses der Handelskammer, Nikolaus Schües, und der Hauptgeschäftsführer, Hans-Jörg Schmidt-Trenz, in die Tasten und verfaßten einen durchaus unfreundlichen Brief an die „sehr geehrte Senatorin. „Polemik können wir nur in der von Ihnen gewählten Sprache erkennen“, so die Retour-Ohrfeige. Die Studie habe eine „überwältigende positive Resonanz“erfahren. „Im Vergleich dazu stehen Sie mit Ihrer Bewertung isoliert.“

Schlimmer noch: Die SPD brüskiere die „gesamte gewerbliche Wirtschaft Hamburgs“. Und auf diese Weise „schafft man kein Klima mit denjenigen, die als einzige in der Lage sind, Arbeitsplätze zu schaffen“, droht die Handelskammer. Wolle Fischer-Menzel eine eigene Untersuchung dagegenstellen, so solle sie dies bitteschön auch tun. Schließlich sei von der SPD „bislang nicht der Versuch unternommen worden, mit uns ins Gespräch zu treten“. Als Strafarbeit für die Widerworte soll Fischer-Menzel zu zwei Punkten Stellung nehmen. Zum einen, ob sie dabei bleibt, daß die Schätzungen falscher und echter Arbeitsloser unseriös seien. Und zum anderen, wie sie denn gedenke, die Gruppe der Arbeitslosen zu differenzieren. sim

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