: Streiks müssen weh tun
Guten Tag im Bildungsstau: Mit einer wandernden Straßenblockade weiten sich die Streiks der Hamburger Hochschulen aus ■ Von Ralf Streck
Es half kein Hupen und kein Klatschen – alle standen im Stau. Im „Bildungsstau“, wie StudentInnen der Hochschule für Wirtschaft und Politik (HWP) den AutofahrerInnen freundlich erklärten. Mit ihrer wandernden Blockade, die von der Alster bis zum Hauptbahnhof zog, verursachten rund 300 streikende StudentInnen gestern mittag für gut zwei Stunden ein Verkehrschaos in der Hamburger Innenstadt.
Auf einer Streikversammlung der HWP war zuvor noch heftig darüber debattiert worden, ob Straßenblockaden die richtige Form seien. „Streiks müssen weh tun“, proklamierte eine Studentin lauthals, man könne es eben nicht allen Recht machen. Andere befürchteten dagegen, daß Straßenblockaden die Hamburger Bevölkerung gegen den Streik aufbringen könnten.
Doch die AutofahrerInnen nahmen's gelassen. „Heute Nacht habe ich schon in Süddeutschland im Schneestau gesteckt“, kommentierte Ernst Stegemann, der mit seinem 35-Tonner auf der Lombardsbrücke pausierte. „Da kann ich ja auch für –ne gute Sache mal stehen.“
Nicht blockieren, sondern informieren, lautete das Motto von rund 100 Sozialpädagogik-StudentInnen der FH, die morgens um acht ihr Seminar in die U-Bahn verlagerten. Agitierend zogen Gruppen Studierender von U-Bahn-Wagen zu Wagen, um die Fahrgäste auf den Linien U2 und U3 aus ihrem „Bildungsschlaf“zu reißen. Auch hier mangelte es nicht an positiven Reaktionen: „Gut daß ihr das macht“, erklärte eine Mitreisende, „auch wenn es andere gibt, denen es schlechter geht“.
Auf dem Campus-Gelände der Universität besetzten streikende StudentInnen derweil erneut diverse Gebäude, darunter auch den WiWi-Bunker. „Nur Examenskandidaten und Dozenten, die versichern, keine Lehrveranstaltungen zu machen, dürfen hinein“, erklärte eine Studentin. Ab heute soll auch das Haus der Juristen blockiert werden.
In einer Erklärung solidarisierte sich gestern auch der Landesvorstand der GAL-Hamburg mit den Streikenden. Darin heißt es: „Bund und Senat“sollten „verläßliche und akzeptable finanzielle Zuweisungen für die Hochschulen“sicherstellen. „Keine Zweiteilung in Masse und Elite“forderte auch das Hausplenum des Sozialen Zentrums in Norderstedt. Zum Zeichen der praktischen Solidarität wollen sich die MitarbeiterInnen des Zentrums an der heutigen Großdemo in Hamburg beteiligen.
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