: Betr.: Bertolts Brechts frühe Schriften
„Der Wunsch:
Schon hat des Opfers Stunde ihr geschlagen / Schon saß die Priesterin in ihrem Wagen – / doch in der Schmiede war das einz'ge Pferd – / da spannten in der Not die beiden Söhne / und zogen hin zum Tempel das Gefährt.“
An der Widrigkeit der Umstände kennt man ihn doch gleich, den Eugen Berthold Friedrich Brecht, Augsburger Realschüler des Jahres 1913. Gemeinsam mit Freunden (Arbeitskollektiv!) gab er 1913/14 sechs jugendstilig daherkommende Hefte mit dem bayernvollkompatiblen Titel „Die Ernte“ heraus. Wobei er, damit er wirklich als Herausgeber gelten konnte, gelegentlich eines seiner Gedichte mit dem Namen eines Freundes abdrucken ließ.
In Kopien sind fünf dieser Hefte seit längerem bekannt. 1995 aber entdeckte der Augsburger Brecht- Forscher Jürgen Hillesheim das verschollene Heft Nr.4, das mit dem unbekannten Gedicht „Der Wunsch“ aufmachte. Und bald darauf fand die Tochter eines ehemaligen Brecht-Mitschülers einen kompletten Originalsatz der Hefte auf dem Dachboden – o Segen, direkt vorm 100. Geburtstag.
Gemeinsam mit Uta Wolf hat Hillesheim die Texte nun im Maro Verlag als bibliophiles Querformat herausgegeben und kommentiert (156 Seiten, 39,80 DM). Wobei sich in Heft4 auf Seite 3 noch ein weiteres Motiv des Dichters als voll ausgeprägt erweist, wenn es unter der Überschrift „Zur gefälligen Bekanntmachung!“ heißt: „Manche Abnehmer der ,Ernte‘ haben vergessen, den Betrag für No. 3, ja sogar No. 2 zu bezahlen. Hiedurch ist dem Verlage ein Defizit erwachsen und sieht sich infolgedessen genötigt in Zukunft nur gegen sofortige Bezahlung die Zeitschrift zu verabreichen. Der Verlag.“ peko
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