: Keine Schüsse mehr auf Reisende in Ägypten
■ Die Exilführer der Islamischen Gruppen distanzieren sich vom Anschlag in Luxor
Kairo (taz) – In Zukunft werden sie keine Aktionen mehr gegen Touristen oder die Tourismusindustrie unternehmen. Mit dieser überraschenden Erklärung in der arabischen Zeitung Al-Hayat traten gestern die ägyptische Gama'a Islamiya (Islamische Gruppen) an die Öffentlichkeit. Sie hatten sich vor drei Wochen für das Massaker an Touristen in Luxor verantwortlich erklärt, bei dem 58 Ausländer ums Leben gekommen waren.
Die Exilführung der größten militanten Organisation Ägyptens äußerte sich nun schockiert über diese Brutalität. Laut der Erklärung sollen junge, neue Mitglieder für das Massaker verantwortlich gewesen sein, die nicht im Auftrag der Gruppe handelten. Die Tatsache, daß diese Erklärung, die dem ursprünglichen Bekennerschreiben widerspricht, erst so spät kommt, erklärte die Gruppe mit „Kommunikationsproblemen“, vor allem mit ihrem militärischen Führer Mustafa Hamza, der sich in Afghanistan aufhalten soll. Möglich ist aber auch, daß die weltweite Verurteilung des Massakers, unter anderem durch andere islamistische Gruppen wie Hamas und Hisbollah, zu dem politischen Umschwung geführt hat.
Sieben Führer der Islamischen Gruppen, die in ägyptischen Gefängnissen sitzen, hatten sich bereits im September gegen Angriffe auf Touristen ausgesprochen. Die Köpfe der Gama'a im Exil wollten sich dem jedoch bisher nicht anschließen. Nun hat sich offenbar auch bei ihnen die Meinung durchgesetzt, daß Attentate auf Reisende ihrer Organisation wenig Freunde machen in einem Land, in dem jeder zehnte Arbeitsplatz vom Tourismus abhängt.
Möglicherweise ebnet die gestrige Erklärung den Weg für einen Dialog mit ägyptischen Politikern. Der könnte zu einem langfristigen Waffenstillstand zwischen Regierung und militanten Islamisten führen. Bisher hat die Regierung Gespräche abgelehnt. Karim El-Gawhary
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen