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■ StandbildDie üblichen Verdächtigen

„Mein Papa ist kein Mörder“, 20.15 Uhr, Sat.1

Es gehört zu den unumstrittenen Qualitäten des Stücks, daß der Satz, der dem Ganzen seinen Titel gab, so nie ausgesprochen werden mußte.

„Mein Papa ist kein Mörder“ ist ein typischer Sat.1-Reinzieher, wie überhaupt das ganze Projekt daherkommt, als käme es aus dem hauseigenen Klon- Labor: Bagger-Königin Uschi Glas mußte hier gewissermaßen als Schnittmuster herhalten. Wieder ist sie eine trauernde Witwe, diesmal erschöpft sich ihre Doppelbelastung aber nicht in Mutterschaft und Beruf, sondern in der seltsamen Konstruktion, daß die Heldin Johanna Hohenberg nicht nur Staatsanwältin, sondern auch noch Herrin über eine Soko 197 ist. Da ihre Tochter bei einem Autounfall ums Leben kam, kann sie sich voll auf den Beruf konzentrieren. So ist denn auch ihre berufliche Härte plausibel motiviert.

Und doch führt uns ihr erster Fall gleich mitten ins Herz. Ein kleines Mädchen (es könnte ihre Tochter sein) hat beobachtet, wie ihre Tante brutal erstochen wird. Vor Angst geschüttelt, versteckt sie sich in einem Wandschrank und läßt sich erst von der einfühlsamen Staatsanwältin aufstöbern. Natürlich kennt die Kleine den Mörder, aber sie schweigt verstört, denn als Tatverdächtiger gerät ihr eigener Vater ins Visier...

Es ist halt alles drin. Selbst die Dialoge wirken irgendwie schon mal gehört (Sie: Wie kannst du es wagen, hier noch einmal aufzutauchen? Er: Du weißt, daß ich sie nicht umgebracht habe). Und die Charaktere verfügen über den dieser Tage so beliebten emotionalen Tiefgang, drohen aber nie, ernstlich auf Grund zu laufen. Uschi Glas schenkt ihrer Staatsanwältin einen Touch des Brigitte-Typs, also jener Art Frauen, die morgens ihren Kragen hochstellen, und abends ist er immer noch oben. Andererseits wird die Ärmste aber immer wieder von Alpträumen geplagt. Was sie dann wieder menschlicher erscheinen läßt.

„Gefühl ist mit das Wichtigste in unserem Beruf“, belehrt sie also ihre Referendarin, und als es schon schwer auf den Showdown zugeht: „Das hier ist komplexer, als es aussieht.“ Der einzige Fehler, den sich Uschi Glas zuschulden kommen läßt. klab

P.S: Wo man dieser Tage soviel über den Langzeitüberlebenden Derrick liest: Wäre das ein Horst-Tappert-Solo gewesen, wir fänden die Schlichtheit womöglich kultig.

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