: Elbe wird tiefergelegt
■ Bundesverkehrsminister Wissmann gibt Start-Funk-Schuß für Baggerarbeiten
Aus den Rathaushallen mit dem Handy zu telefonieren, gilt als verpönt, besonders während laufender Pressekonferenzen. Doch bei der Elbvertiefung „kommt es auf Tage an“, befand Wirtschaftssenator Thomas Mirow (SPD). Deswegen durfte Bundesverkehrsminister Matthias Wissmann (CDU) gestern vormittag „live“aus dem Rathaus per Funktelefon das Startzeichen für die ersten Baggerarbeiten zur umstrittenen Elbvertiefung geben.
Das Baggerschiff „Volvox Scaldia“wird sich bis April von Cuxhaven nach Hamburg fräsen und die Fahrrinnen zunächst um 30 Zentimeter tiefer legen. Bis 2000 soll der Fluß für Containerschiffe mit bis zu 12,80 Meter Tiefgang (bisher: 12 Meter) tideunabhängig befahrbar sein. Kostenpunkt: 230 Millionen Mark. Dem Bauvorhaben haben Schleswig-Holstein, Hamburg und Niedersachsen zugestimmt.
Was für Wissmann ein „Signal an den Weltmarkt“ist, empfindet die Fraktionschefin der Hamburger GAL, Antje Möller, als „Affront“: Die Erörterung der 650 Einwendungen gegen die Elbvertiefung sei noch nicht abgeschlossen, da schaffe die Wirtschaftsbehörde schon Fakten. „Das zeugt nicht von Fingerspitzengefühl“, kritisierte Möller. Die GAL halte, Koalition hin oder her, ihre ökologischen und ökonomischen Bedenken aufrecht. Auch auf ihre Einwendung „als Privatperson“besteht Möller.
Umweltverbände verließen gestern nach Bekanntwerden der Bauarbeiten unter Protest die Anhörung, die bis morgen dauert: „An eine faire Erörterung ist nach dieser Provokation nicht mehr zu denken.“Die vermeintlichen „Teilmaßnahmen“riefen „erhebliche Umweltschäden“hervor, die nicht rückgängig zu machen seien. hh
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