Hagenuk erneut gefährdet

■ Betriebsrat der Handy-Fabrik fürchtet nach Vergleich um fast 300 Arbeitsplätze

„Gemeinsam haben wir es geschafft“, freute sich Wirtschaftssenator Elmar Pieroth (CDU) im Juni. Die Kieler Firma Hagenuk hatte eingewilligt, einen Teil von AEG Mobile Communications (AMC) in Moabit zu kaufen. Nun steht das Werk jedoch erneut vor dem Aus. Beim Amtsgericht Kiel hat Hagenuk Vergleich wegen Geldmangels angemeldet. Wolfgang Lachmann, Vorsitzender des Betriebsrats von Hagenuk Berlin, befürchtet den Verlust aller 297 Arbeitsplätze. Der Kundendienst von Hagenuk, einem der größten Handy-Hersteller, sieht sich nicht einmal in der Lage, defekte Telefone zu reparieren. Die Produktion in der Sickingenstraße sei eingestellt, so Betriebsrat Lachmann.

Das Amtsgericht hat als Vergleichsverwalterin die Hamburger Treugarant AG beauftragt. Die soll nun klären, ob genug Kapital für die Weiterführung des Betriebs mit insgesamt rund 1.300 Beschäftigten in Kiel und Berlin vorhanden ist. Sonst müßte Hagenuk Konkurs anmelden und liquidiert werden. Inzwischen bot ein norddeutscher Finanzinvestor an, Teile von Hagenuk mit 50 Millionen Mark zu sanieren, dabei allerdings nur 540 Jobs in Kiel zu erhalten. Bei der Treugarant AG stößt dieses Konzept auf keine Gegenliebe.

„Uns hat die Entwicklung überrascht“, erklärte gestern der Sprecher des Wirtschaftssenators. Der hatte sich im Sommer dafür stark gemacht, daß der französische Matra-Konzern die ehemalige AEG-Handy-Fabrik nicht schloß, sondern an Hagenuk verkaufte. Vorher hatte Pieroth vier Millionen Mark Subventionen an Matra bezahlt. Um die Übernahme zu erleichtern, forderte er das Geld beim Ausstieg von Matra nicht zurück. Nachdem Hagenuk die Fabrik im Juni gekauft hatte, stieg im September der zweitgrößte Anteilseigner des Kieler Unternehmens aus. Die Computerfirma IPC aus Singapur wollte die Anteile kaufen. Doch deutsche Banken lehnten die Finanzierung ab. koch