Sonnenenergie schlägt Denkmalschutz

■ Beim Solarzentrum am Hauptbahnhof einigen sich Denkmalschutz und Investor nach zwei Jahren über Abriß alter Gebäude. Zum Bau fehlen jetzt noch Zuschüsse von 35 Millionen Mark

Einen kleinen Fortschritt feiern die PlanerInnen des Internationalen Solarzentrums, das am Stralauer Platz gegenüber des Hauptbahnhofs entstehen soll. Die Denkmalschutzbehörde von Stadtentwicklungssenator Peter Strieder (SPD) und die Firma Opus, eine Tochter des Baukonzerns Wayss & Freytag, einigten sich jetzt, daß zwei Seitenflügel zwischen dem alten Magazingebäude und der Spree abgerissen werden sollen. „Damit könnten wir im Herbst 1998 mit dem Bau beginnen,“ sagt Michael Hahn, Projektleiter von Opus.

In dem rund 10.000 Quadratmeter großen Zentrum wollen Lobbyorganisationen wie die Deutsche Gesellschaft für Solarenergie, Bildungs- und Forschungseinrichtungen, aber auch Wirtschaftsunternehmen ein gemeinsames Domizil finden, um der Sonnenenergie zu größerer Publizität und vermehrter Anwendung zu verhelfen.

Fünf Jahre dauern die Planungen schon. Der Vorzeigeökologe und ehemalige saarländische Umweltminister Jo Leinen mimt den Geschäftsführer der Betreibergesellschaft des Solarzentrums, residiert aber im weit entfernten Saarbrücken, wo er dem Landtag angehört.

Zwei Jahre verschlang allein der Streit zwischen den Denkmalschützern und der Baufirma, den beide Seiten mit dicken Gutachten ausfochten. Opus meinte, die Sanierung der Seitenflügel sei wegen des schlechten Zustandes der Fundamente zu teuer. Die Denkmalschützer stimmten dem Abriß schließlich unter zwei Voraussetzungen zu: Das ehemalige Gasag- Gebäude an der Stralauer Allee muß im Einklang mit dem Denkmalschutz restauriert werden, und der Abriß wurde vertraglich mit dem Neubau des Solarzentrums verknüpft.

Um mit dem Bau beginnen zu können, fehlen jetzt allerdings noch öffentliche Zuschüsse in Höhe von 35 Millionen Mark. Die Mittel hat der Bezirk Friedrichshain bei Wirtschaftssenator Elmar Pieroth beantragt. Ob sie für 1998 freigegeben werden, muß demnächst noch der Hauptausschuß des Abgeordnetenhauses entscheiden. Angesichts der knappen Haushaltsmittel hatte der Wirtschaftssenator mehrmals auf die Reduzierung beantragter Zuschüsse hingewirkt. Die Förderung soll die freifinanzierten Baukosten senken, um den Initiativen eine subventionierte Miete von ungefähr 14 Mark pro Quadratmeter anbieten zu können.

Auch die Baupläne, die der Chicagoer Stararchitekt Helmut Jahn anfertigen soll, könnten noch Probleme bereiten. Jahn machte bisher eher durch energieverschwendende Protzbauten von sich reden, soll aber am Hauptbahnhof ein Ökohaus entwerfen, das allen Regeln des Energiesparens entspricht.

Bevor der erste Stein bewegt worden ist, hat die Betreibergesellschaft das Zentrum bereits als Projekt für die Weltausstellung Expo 2000 in Hannover angemeldet. Soll es zu deren Beginn fertig sein, müssen die Arbeiten wesentlich schneller voranschreiten als bisher. Hannes Koch