■ Nebensachen aus Bangkog: Plüschelefant mit Diamanten
Thailand ist wunderbar exotisch. Wo sonst in Asien geben sich korrupte Politiker eine neue Verfassung, die sie zwingt, ihre auf dunklen Wegen erworbenen Reichtümer offenzulegen?
Nach dem im Herbst verabschiedeten neuen Grundgesetz muß jedes Kabinettsmitglied beim Amtsantritt und dreißig Tage nach dem Ausscheiden seine Tresore, Sparkonten und Garagen öffnen.
Erstes Opfer ist die wegen der Finanzkrise vor einem Monat gestürzte Regierung von General Chavalith Yongchaiyudh. Die gespannte Öffentlichkeit erfuhr, daß die 48 Ex-Minister durchschnittlich mehr als 800.000 Mark besitzen – von Krise keine Spur.
Erstaunlicher aber: Im Vergleich zu ihren Frauen sind viele Politiker arme Schlucker. Ex- Premier Chavalith zum Beispiel nennt nur einen Mercedes und ein anderes Auto, etwas Taschengeld und eine Sammlung von Buddha-Amuletten für 800.000 Mark sein eigen. Seine Frau Phankrua, die sich immer rührend um ihn kümmerte und als Talismann einen mit Diamanten besetzten Plüschelefanten mit sich trug, kommt auf rund 70 Millionen.
Die Bangkok Post erkannte, daß es sich hier um ein bislang zu wenig gewürdigtes gesellschaftliches Phänomen handelt: „Reiche Damen von hohem sozialen Stand nehmen offenbar mit großer Begeisterung verarmte Politiker unter ihre Flügel. Während die armen Männer für ihr Land schuften, vor allem, um das Schicksal der im Elend lebenden Bauern zu verbessern, haben ihre Frauen die Zeit offenbar klug und profitabel genutzt.“
Doch gedankt wird es ihnen nicht. Vor allem Phankrua wird von der neidischen Presse hart behandelt. Sie sei korrupt und habe bei Holzgeschäften mit der birmesischen Militärjunta und in Kambodscha ein Vermögen verdient, heißt es. Nach dem Tod von Prinzessin Diana hatte sie geschluchzt, als sie sich ins Kondolenzbuch bei der britischen Botschaft eintrug: Auch sie werde „von Journalisten gejagt“. Alles nur, weil die bescheidene Phankrua ihren Beruf mit „Hausfrau“ angab. Das stimmt insofern, als Hausfrauen keine Steuern zahlen.
Jetzt hat der Chef der neuen Anti-Korruptions-Kommission, Opas, angekündigt, er werde sich um die Sache mit den Abgaben kümmern. Er tut es nicht gerne, schließlich handelt es sich um gute Bekannte. Aber die Bevölkerung ist genervt wegen der Wirtschaftskrise. „Politiker, bitte versteht uns“, flehte Opas. Fachleute behaupten steif und fest, daß nicht nur die Chavaliths, sondern auch die meisten anderen Politiker noch viel reicher sind, als sie mitteilten. Einige haben als Beruf nur „Politik“ angegeben – und sind bekannt für ihre weitreichenden Geschäfte mit Regierungskontrakten.
Ein früherer Vize-Innenminister zum Beispiel hat nach eigenen Angaben acht Ehefrauen und Freundinnen und lebt mit ihnen und ihren ungezählten Kindern in herrlicher Harmonie. Er versorgt sie mit Autos, Häusern und anderen Annehmlichkeiten. Dazu hält er sich einen Rennstall mit 40 Rössern, die ihn täglich noch mehr kosten als seine Frauen. Wie er das alles finanzierte, bleibt ein Rätsel. Von seinem schmalen Politikergehalt wohl kaum. Ein Minister verdient nicht mehr als 3.000 Mark im Monat.
„Eine Politikerkarriere kann eine wunderbare und in der Tat lohnende Sache sein“, kommentierte die Bangkok Post. „Stellen Sie sich einen Job vor, wo Sie sich eine goldene Nase verdienen können, indem Sie dem Land Verkehrsstaus, Umweltverschmutzung, Zerstörung der Natur, ein Leistungsbilanzdefizit, einen aufregenden neuen Flugzeugträger und Kontakte mit dem Internationalen Währungsfonds bescheren.“
Jutta Lietsch
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