Rabatte für Sportkurse gestoppt

■ Versichertenrabatte bei Fitnesstudios sind wettbewerbswidrig / Kassen streichen sie auf Druck der Techniker-Krankenkasse

Wer dank seiner Kassen-Mitgliedskarte bis zu 20 Prozent billiger Gesundheitskurse belegte, muß künftig auf diesen Preisnachlaß verzichten. Diverse Krankenkassen kündigten jetzt ganz überraschend ihre Rabattverträge mit Fitnesstudios und den Bremer Bädern auf. Hintergrund der Kündigungsaktion ist ein Protestschrei der Techniker Krankenkasse. Sie schlug Alarm, weil sie in den Rabatten einen Wettbewerbsverstoß sah.

„Die haben uns jetzt alles kaputtgemacht“, ärgert sich Wilfried Mysegaes, Marketingleiter der AOK. Die AOK hatte in diesem Jahr mit rund 15 Fitnesstudios einen Rabatt für seine 150.000 Versicherten ausgehandelt. Die Vorlage des Mitgliedsausweises berechtigte so zum Beispiel zu einem 20prozentigen Preisnachlaß beim jährlichen Clubbeitrag. „Wir wollten damit weiterhin positiv auf das gesundheitliche Verhalten der Versicherten einwirken“, entschuldigt sich der AOK-Marketingleiter.

Denn seit Anfang dieses Jahres dürfen Krankenkassen laut neuem Gesetz eigentlich gar keine Gesundheitsvorsorgekurse wie z.B. Rückenkursen, Antistreß-Seminare oder Nichtraucher-Trainings mehr kostenlos anbieten. Wer trotzdem etwas für seine Gesundheit tun will, sollte die Kurse selber zahlen. Als Alternative habe man sich dann die Rabatte ausgedacht“, so der AOK-Marketingleiter.

Eine Idee, die die Techniker Krankenkasse (TKK) jetzt als unrechtmäßigen Marketingtrick outete. „Die Rabatte bedeuten für Kassen, die so etwas nicht anbieten, einen Wettbewerbsnachteil“, sagt Walter Grau, stellvertretender Leiter der Bremer TKK-Geschäftsstelle. Die Folge: Die TKK zwang die AOK, eine Unterlassungserklärung zu unterschreiben.

Tatsächlich ist das Rabattkonzept laut dem für Wettbewerbsfragen zuständigen Bundesversicherungsamt in Berlin nicht tragbar: „Vorsorgekurse sind vom Gesetzgeber gestrichen worden und dürfen deshalb nicht mehr angeboten werden“, sagt ein Sprecher. Die Rabatte würden aus Kassenbeiträgen finanziert. Dafür gebe es aber nach dem Streichen der Präventionskurse keine rechtliche Grundlage mehr.

Doch wie die AOK beteuert auch die Bremer Handelskrankenkasse: „Wir haben für die Rabatte keinen Pfennig bezahlt“, sagt Karl Biehusen, Sprecher der HKK. Die HKK hatte für ihre 120.000 Versicherten mit den Bremer Bädern für Fitness- und Gesundheitskurse Preisnachlasse vereinbart. Einzige Gegenleistung laut HKK: Werbung für die Bremer Bäder bei den Versicherten. Daß die Rabatte die Kassen nichts kosteten, ist für den Wettbewerbshüter vom Bundesversicherungsamt aber nur „dumme Ausrede“. Auch für Werbung müßte die Kasse Geld locker machen.

Die Behörde in Berlin hat nach dem neuen Gesundheitsstrukturgesetz „jede Menge Gesetzesverstöße“zu verzeichnen – bis hin zu Zivilstreitigkeiten wegen Wettbewerbsfragen zwischen einzelnen Krankenkassen. Dazu wird es in Bremen jetzt wohl nicht mehr kommen: Die AOK unterschrieb die von der TKK eingeforderte Unterlassungserklärung sofort – und informierte andere Kassen. Die zogen, wie die HKK aber auch die Betriebskrankenkasse Unterweser, ihre Rabattangebote freiwillig zurück.

Bei dem HKK-Vertragspartner, den Bremer Bädern, gibt es nun lange Gesichter: „Wir hatten sehr viele Versicherte, die bei uns Kurse gemacht haben. Für die ist das jetzt natürlich schade“, sagt eine Mitarbeiterin. Im Fitnesstudio „Sportwelt“, Partner der BKK Unterweser, bekommen Versicherte allerdings überraschenderweise immer noch Rabatt: Der Rabattvertrag könne erst zum Ende des Jahres gekündigt werden, entschuldigte sich ein Sprecher auf Nachfrage. Wer also noch ein vergünstigtes Jahresabo erhaschen will, muß sich ranhalten. kat