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50 Arbeitsplätze für 'ne Mark?

■ Elmshorner Firma Steen scheint wieder eine Zukunft zu haben

Die IG Metall ist zuversichtlich, nach dem gestrigen Ende der Betriebsbesetzung im Elmshorner Schiffswindenwerk „Steen“die 50 Arbeitsplätze dauerhaft gerettet zu haben. Gewerkschaftssekretär Uwe Zabel: „Es haben bereits Verhandlungen zwischen dem IG Metall-Bevollmächtigten Peter Ladehoff und Anteilseigner Jürgen Beil stattgefunden.“

In den Gesprächen habe der „Treugarant“-Manager zugesagt, daß einer Abtrennung des Steen-Werkes vom Mutterkonzern – der Schweriner „KGW-Maschinenbau GmbH“– nichts im Wege stehe. Steen ist eine 100prozentige KGW-Tochter, die Hamburger Treugarant hält ihrerseits 80 Prozent der KGW-Anteile.

Die IG Metall sei von Beil überdies aufgefordert worden, bis zum Jahresende ein Gesellschaftermodell mit Belegschaftsbeteiligung auszuarbeiten. Dieses Verhandlungsergebnis ist laut Zabel dem Kieler Wirtschaftsminister und dem Direktor der Investitionsbank mitgeteilt worden. Mögliches Modell: Die Mitarbeiter gründen – eventuell mit einer Landesbürgschaft – eine „eigene GmbH“und kaufen den Traditionsbetrieb.

Dieser Coup könnte für Schleswig-Holstein ungeahnte „strukturpolitische Wege“eröffnen. So könnten weitere wirtschaftlich angeschlagene Betriebe zu einer neuen maritimen Gesellschaft verschmelzen und 500 Arbeitsplätze direkt sowie in der Zulieferindustrie gerettet werden. Steen-Betriebsrat Jens Bußler: „Wir sind immer für eine Bündelung der Kräfte eingetreten.“

Der Ost-West-Wirtschaftskrimi hat offenkundig zum Disput zwischen KGW-Geschäftsführung und -anteilseignern geführt. KGW-Geschäftsführer Jörgen Thiele widersprach der taz-Darstellung, daß er von der Treugarant angewiesen worden sei, den Konflikt durch Unterzeichnung des Maßregelungsverbots zu beenden. Thiele: „Die Anteilseigner haben nach dem Gesellschaftergesetz gar kein Recht anzuweisen.“Zabel: „Fakt ist, er hat es unterschrieben.“Eine Stellungnahme von Beil war gestern nicht zu bekommen.

Thiele widersprach auch Berichten, wonach KGW vorgehabt habe, Steen zu schließen. „Die Gewinn-erwartung ist nicht schlecht“, so Thiele empört: „Aber wenn die IG Metall den Betrieb für 10 Millionen kaufen will, kann sie ihn bekommen.“Antwort von Gewerk-schaftssekretär Zabel: „Nee, für 'ne Mark“. Kai von Appen

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