: Gebührenfrei in den Gewinn
■ Seit einem Jahr bietet die BfG-Bank ein kostenloses Konto an
Wer es am nötigsten hätte, bekommt es natürlich nicht: das kostenlose Gehaltskonto „BfG plus“. 2.000 Mark netto müssen monatlich schon eingehen, und außerdem erwartet die Bank von ihren Kunden „Bonität für mindestens eine ec-Karte“. Die gibt es dafür dann aber auch gratis. Kostenlos wickelt die Bank auch Daueraufträge, inländische Überweisungen sowie Aus- und Einzahlungen ab.
Das Angebot kommt an. Bei der Einführung Anfang 96 rechnete man mit etwa 60.000 neuen Kunden im ersten Jahr – tatsächlich wurden es mehr als 100.000, und inzwischen ist die Marge von 150.000 in Sicht. Ein voller Erfolg also und somit zur Nachahmung prädestiniert, doch nach wie vor ist die BfG auf dem Markt für Gratiskonten Monopolist – abgesehen einmal von der Sparda-Bank Berlin, die ihren rund 200.000 Kunden in der Hauptstadt und den neuen Ländern ein gebührenfreies Gehalts- und Rentenkonto anbietet, allerdings mit weniger umfassendem Service.
Die BfG dagegen rechnet anders: Auf rund 17 Millionen Mark schätzt der Leiter des Privatkundengeschäfts, Bernd Kiene, den Wert der gebührenfrei erbrachten Leistungen. Mit Dispositionskrediten, Anlagevermittlungen und anderen Geschäften „direkt am Konto“ habe man diese Summe aber bereits im ersten Jahr wieder kompensieren können. Bleibt also nur noch ein kleiner Schritt bis zur Gewinnzone.
Was sich für sein Institut offenbar trefflich rechnet, empfiehlt Kiene der Konkurrenz trotzdem nicht zur Nachahmung: „Die können das schlicht und einfach nicht.“ Kleinere Institute verfügen weder über die nötigen Reserven zum Auffangen der Einnahmeverluste noch über ein bundesweites Filialnetz, um das Angebot attraktiv zu machen. Bei größeren Instituten mit entsprechend mehr Kunden dagegen erreichen die Gebührenausfälle eine Höhe, die das Geschäft unrentabel macht. Es ist allerdings gut möglich, daß der eine oder andere Mitbewerber doch noch einmal nachrechnen wird. Von allen Bankkunden nämlich, die an die Eröffnung eines neuen Kontos denken, liebäugeln einer Marktanalyse zufolge 60 Prozent mit einem BfG-plus-Angebot. Das ist hinter den Direktbanken das zweitgrößte Kundenpotential in der Branche. Ein ziemlich großes Stück vom Kuchen, das schließlich auch der Konkurrenz Appetit machen könnte. Jochen Siemer
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