■ Vorschlag
: Zvi Hecker im Deutschen Architektur Zentrum DAZ

„I'm slow but consequent“, diese einst von Marcel Duchamps geprägte Formel zitiert der Künstler-Architekt Zvi Hecker gerne, um sein Arbeitstempo und seinen Entwicklungsmodus zu charakterisieren. Und in der Tat, wer die derzeit im Deutschen Architektur Zentrum (DAZ) in Berlin gezeigte Ausstellung „Architektur ist Landschaft“ gesehen hat, in der bis auf wenige Ausnahmen Heckers gesamte künstlerische Produktion der letzten Jahre präsentiert wird, kann nicht umhin, das sehr gemächliche Werden und Wachsen seines so außergewöhnlich geschlossenen und in sich stringenten Werkes zu bemerken. Die zahlreichen Modelle und Zeichnungen dokumentieren nicht nur seine auf der Variation von wenigen Grundmotiven (Sonnenblume, Spirale, Berg, aufgeschlagene Buchseiten) basierende, expressive Architektur, sondern auch die Sorgfalt und den Ideenreichtum, die noch in jedem seiner Entwürfe stecken.

Wie sich bei Hecker ein Projekt in fast organischer Weise aus dem anderen ergibt, läßt sich an seinen Arbeiten ersehen, die er als „künstliche“, als „gebaute Landschaft“ bezeichnet. Die Berliner Heinz-Galinski-Schule, die den seit Jahren zwischen Tel Aviv und Berlin pendelnden Architekten über Nacht international bekannt machte, hat ihren Vorläufer im Spirala-Haus in Ramat Gan. Als Nachfolger können das im Bau befindliche jüdische Gemeindezentrum in Duisburg sowie eine geplante Villa in der Nähe von Tel Aviv gelesen werden. Eine andere, parallel laufende „Entwurfsfamilie“ zeichnet sich in dem Wohnhausprojekt Berliner Berge und dem städtebaulichen Entwurf für den Wettbewerb Bukarest 2000 ab. Besonders interessant erscheint Heckers gemeinsam mit Eyal Weizman erarbeiteter Entwurf für das Berliner Holocaust-Memorial, dem die Idee der „torn pages of the book“, die fehlenden Seite der jüdischen Geschichte, zugrundeliegt. Eine Reihe von verschieden langen, strahlenförmig angeordneten und mit unregelmäßigen Türöffnungen versehenen Mauern, teilweise nur als Fundament ausgeführt, sollen einen zur gedanklichen Auseinandersetzung mit dem Völkermord herausfordernden Raum schaffen, und das Denkmal möglichst eng mit der umgebenden Stadt- und Parklandschaft verflechten. Mit Sicherheit einer der reifsten Beiträge zu diesem so überaus problematischen Denkmalsprojekt. Mathias Remmele

Bis 17. 1., Di.–Sa. 10–18 Uhr, DAZ, Köpenicker Str. 48/49, Mitte