Die Todesstrafe für Terry Nichols soll nicht ausgeschlossen werden

■ US-Gericht in Denver spricht auch den zweiten Angeklagten im Strafverfahren um den Bombenanschlag von Oklahoma schuldig

Denver (AFP/AP) – Im Prozeß um den Anschlag auf das Regierungsgebäude in Oklahoma City ist am Dienstag auch der zweite Angeklagte, Terry Nichols, schuldig gesprochen worden. Die Jury in Denver im US-Bundesstaat Colorado befand ihn der Verschwörung zum Einsatz einer Massenvernichtungswaffe, der Komplizenschaft und des achtfachen Totschlags für schuldig. Die Geschworenen – sieben Frauen und fünf Männer – hatten über ihre Entscheidung sechs Tage lang beraten.

Ein Antrag der Verteidigung, bei den am Montag beginnenden Beratungen über das Strafmaß die Todesstrafe auszuschließen, lehnte das Gericht ab. Während Nichols' Anwalt darauf gepocht hatte, immerhin sei sein Mandant vom Vorwurf des Mordes freigesprochen worden, argumentierte die Staatsanwaltschaft, die Todesstrafe sei möglich, weil der 42jährige der Mittäterschaft bei dem Anschlag vom 19. April 1995, bei dem 168 Menschen ums Leben kamen, schuldig gesprochen worden sei. Daher sei die Verhängung der Todesstrafe möglich. Nichols' Komplize Timothy McVeigh war bereits in einem ersten Prozeß vor sechs Monaten zum Tode verurteilt worden.

Nichols nahm den Schuldspruch äußerlich ungerührt zur Kenntnis. Sein Anwalt Michael Tigar gab nur eine kurze Erklärung ab: „Ich denke, das Urteil spricht für sich selbst.“ Tigar, einer der bekanntesten Strafrechtler der USA, hatte die Beweiskette der Staatsanwälte als lückenhaft und unglaubwürdig beschrieben und behauptet, die Aussage des Kronzeugen Michael Fortier sei von der US-Bundespolizei FBI „gekauft“ worden. Nichols sei zur Tatzeit nachgewiesenermaßen zu Hause in Herington im Bundesstaat Kansas gewesen. Die Ermittler hätten Spuren, die zu anderen möglichen Tätern führten, nicht gründlich genug verfolgt.

Die Staatsanwaltschaft hatte in ihrem Abschlußplädoyer in der vergangenen Woche hingegen von einer lückenlosen Indizienkette gesprochen. Sie belege, daß Nichols aktiv und kontinuierlich an der Vorbereitung des Bombenanschlags mitgewirkt habe. Der 42jährige habe zusammen mit seinem Freund McVeigh das Material für den Bau der Bombe beschafft. Er habe zudem ein Waffengeschäft ausgeraubt, um Geld für das Attentat zu beschaffen. Beide seien von blindem Haß gegen die US- Regierung getrieben gewesen.

US-Präsident Bill Clinton sagte, er hoffe, daß das Urteil den Angehörigen der Opfer Trost spende. „Zugleich weiß ich natürlich, daß ein Urteil niemals den Verlust eines geliebten Menschen wiedergutmachen kann.“