: Hürden für den Wechsel
Noch nicht alle Telekom-Konkurrenten sind einsatzbereit, der Wechsel soll kosten. Die Stadt Köln will mit verdienen ■ Von Reiner Metzger
Seit dem ersten Januar ist offiziell der Telefonmarkt liberalisiert. Doch die freie Wahl einer Telefongesellschaft hat in Deutschland noch ihre Tücken. Bei manchen Anbietern waren in den ersten beiden Tagen des Jahres teilweise die Leitungen belegt oder gar nicht zugänglich. Ansagen wie „Kein Anschluß...“, „Vorübergehend nicht erreichbar“ oder „Keine Dienste möglich“ begegneten so manchem veränderungswilligen Kunden. Bei vielen Anbietern funktionierte jedoch die Einwahl unter einer der 010xx-Nummern (siehe Tabelle links).
Bei den neuen Konkurrenten können Kunden bis zu 50 Prozent billiger telefonieren als bei der Telekom. Teilweise sind ihre Dienste jedoch auch teurer als beim rosa Riesen. Die Preise sind noch im Fluß. Weil jede Gesellschaft andere Gebührenstrukturen anbietet, hängen die Ersparnisse von den Gewohnheiten des einzelnen ab. Daher muß jeder selbst sehen, mit wem er zu welchen Zeiten am günstigsten telefoniert.
Zum Jahreswechsel wurde bekannt, daß die Deutsche Telekom von jedem Kunden, der vollständig zu einem Konkurrenten wechselt, eine einmalige Gebühr will. Ein entsprechender Antrag ist bei der Bundesregierung gestellt, im Gespräch sind 85 oder 95 Mark. Zuständig für Gebühren und Tarife des bisherigen Telefonmonopolisten ist die Regulierungsbehörde, seit dem 1. Januar die Nachfolgerin des Bundesministeriums für Post und Telekommunikation. Außerdem soll jeder Wechsler 53 Mark extra bezahlen, wenn er seine bisherige Nummer zum neuen Netzanbieter mitnehmen will.
Betroffen sind nur Kunden, die vollständig von der Telekom wegwollen. Bei einem solchen im Telekommunikationsdeutsch „Preselect“ genannten Vertrag landet der Kunde automatisch beim neuen Anbieter, sobald er eine Null vorwählt. Ortsgepräche laufen trotzdem bei fast allen Anbietern vorerst noch auf Telekom-Rechnung. Ohne Gebühr für den Wechsel zu einer anderen Gesellschaft funktioniert das „Call by call“-Verfahren. Die Grundgebühr fließt dabei weiter auf ein Telekom-Konto, der Kunde ist jedoch bei mehreren Konkurrenten angemeldet. Wenn er die entsprechende fünfstellige Vorwahl einer neuen Telefongesellschaft wählt, läuft das Gespräch nicht über die Telekom.
Der Marketingleiter von Mannesmann Arcor, Elmar Hülsmann, sagte gestern in einem Interview, seine Gesellschaft habe bei der neuen Regulierungsbehörde ein Eilverfahren gegen die Gebührenpläne der Telekom eingeleitet. „Wir sind auch der festen Überzeugung, daß das nicht so stehenbleibt.“ Sollte die Telekom die Kunden tatsächlich zur Kasse bitten, werde Mannesmann Arcor ihnen diesen Betrag in der Zwischenzeit erstatten. Andere Firmen haben sich noch nicht entschieden, so der Sprecher des Dachverbandes der Anbieter von Telekommunikations- und Mehrwertdiensten (VATM). „Eventuelle Kosten für einen Netzwechsel wird entweder der Kunde oder der neue Dienstanbieter tragen.“
Der Präsident der Regulierungsbehörde, Klaus-Dieter Scheurle, bestätigte die Gebührenpläne der Telekom. Es gebe Verhandlungen zwischen zwei, drei Wettbewerbern und der Deutschen Telekom AG über die Preise. Solange seine Behörde die Gebühren aber nicht genehmigt habe, beruhigte Scheurle, dürfe die Telekom dafür von ihren Kunden auch kein Geld abbuchen.
Die Stadt Köln hat unterdessen dem liberalisierten Telefonmarkt eine positive Seite abgewonnen. Sie verlangt künftig Gebühren für ihre Telefonzellen, sei es von der Telekom oder deren Konkurrenz. Je nach Standort sollen zwischen 20 und 100 Mark für die Nutzung der städtischen Fläche bezahlt werden, bestätigte ein Sprecher der Stadt. Das Telekommunikationsgesetz verhindere zwar, daß die Städte für die Durchleitung von Telekommunikationskabeln Gebühren kassierten, die Telefonhäuschen seien in dem Gesetz aber nicht erwähnt.
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