: Seelsorge für Manager
Wenn Macht einsam macht: Eine „professionelle Zuhörerin“will Führungskräften aus der Persönlichkeitskrise helfen ■ Von Miguel Hoeltje
„Wo sollen die Leute denn noch hingehen?“Für Erika Rehfeld-Zimmermann ist es „wahnsinnig wichtig, ihnen zu helfen“: den Top-Managern, den Politikern, den Führungskräften. Wer weiß schon von der Angst der alternden Spitzenkraft, durch einen Jüngeren ersetzt zu werden, weil sie den teilweise unmenschlich hohen Anforderungen in deutschen Chef-Etagen nicht mehr genügen kann? Wer ahnt die Zerrissenheit des Jungmanagers, bei dem der blitzartige Aufstieg in höhere Verantwortung und Steuerklasse die innere Entwicklung überholte? Macht macht einsam.
Doch Hilfe naht. Wenn sich demnächst in Schacht-Audorf bei Rendsburg, bislang nicht gerade als Metropole von Weltrang bekannt, Staatskarossen und dunkle Zweireiher drängeln, hat das einen guten Grund: die Agentur „Private Coaching“von Erika Rehfeld-Zimmermann. Die 46jährige machte sich 1997 mit Hilfe des niedersächsischen „Existenzgründungsprogramms für Frauen“selbständig. „Grund für zahlreiche Karriereeinbrüche und Firmenpleiten sind häufig folgenschwere Divergenzen zwischen durchaus erfolgreicher Arbeit und nicht angepaßter, innerer Persönlichkeitsentwicklung“, weiß die Beraterin. Hier setzt sie mit ihrer Arbeit an.
Durch „Private Coaching“– einer von ihr entwickelten Methode, den Namen hat sich die ausgebildete Sängerin urheberrechtlich schützen lassen – möchte sie den gebeutelten Managern gezielt und persönlichkeitsorientiert aus der Krise helfen. Nein, eine Psychotherapie sei das nicht, eher die Möglichkeit, „einfach mal zu reden“. Sie sei ja auch keine Psychologin, aber als frühere Ehefrau eines Pastors habe sie Erfahrungen im seelsorgerischen Bereich gesammelt, erzählt Rehfeld-Zimmermann und versteht sich als „professionelle Zuhörerin“: „Im Grunde mache ich etwas Ähnliches wie die Beichte abnehmen, nur ohne christliche Vorgaben.“Und das natürlich in beichtstuhlgemäßen Einzelsitzungen, wahlweise in Schacht-Audorf oder in gewohnter Umgebung: Frau Rehfeld-Zimmermann kommt – gegen Reisekostenerstattung – auch ins Haus.
Der Bedarf für diese Dienstleistung sei im Prinzip sehr groß, doch die Hemmschwelle leider hoch. Dabei käme eine „erheblich verbesserte Führungsqualität“dem ganzen Unternehmen zugute, nicht zuletzt den Untergebenen des „gecoachten“Chefs. Wer gehorcht schon gern einem seelischen Wrack?
Ob sich „Private Coaching“ausschließlich an Führungskräfte richtet? „Eigentlich kann jeder kommen“, sagt Erika Rehfeld-Zimmermann. Doch bei einem Preis von 1800 Mark für einen „Coaching Day“engt sich das Feld etwas ein. Dafür erhält der zahlungswillige Kunde dann aber auch die Geheimnummer der Telefon-Hotline für Notfälle.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen