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Ein Regensburger Romanist auf Reisen

■ Ein deutscher Intellektueller begab sich in die Slums der kolumbianischen Stadt Cali

Der Romanist Dieter Kattenbusch ist ein engagierter Mitmensch, unter anderem bei den Grünen. Den Urlaub des Jahres 1984 hat er nicht wie sonst in Italien, sondern in Kolumbien verbracht. Genauer gesagt in Cali, der drittgrößten Stadt des Landes. 13 Jahre später, im Jahre 1997, hat er einen Bericht von dieser Reise veröffentlicht. „Tagebuch eines anderen Urlaubs“, verspricht der Untertitel.

Der Autor will Zeugnis ablegen von den Zuständen an einem Ort, an den sich der normale Tourist nicht verirrt. Er will Bewußtsein schaffen für soziales Engagement. Leider ist sein kulturkritisch erhobener Zeigefinger etwas zu weit gestreckt. Die Beobachtung etwa (in einem Kindergarten von Cali), daß Kinder zum Spielen keine ferngesteuerten Autos brauchen, sondern lediglich „einen alten Tennislappen oder zur Not einen alten Putzlappen“, mag korrekt sein. Sie hilft aber weder überversorgten deutschen Zöglingen noch kolumbianischen Slumbewohnern.

Ziel der Reise von Kattenbusch ist der Jesuit Pater Alfred, der in seiner Pfarrei in den Slums von Cali ein Kanalisationsnetz, zwei Kindergärten und eine Bäckerei aus dem Boden gestampft hat. Der Mann ist beeindruckend. Für Kattenbusch interessiert er sich nicht besonders. Solange er da ist, darf er aber mitarbeiten, hauptsächlich beim Freihalten der Abwasserrohre. Kattenbusch quält sich mit Erkältung und einem veritablen Durchfall. Er bezahlt seinen Einsatz mit konstantem Unwohlsein, wovon er dem Leser auch ausgiebig berichtet.

Nach etwa drei Wochen, die er zwischen Abwasserpumpe und Toilette verbringt, ist sein engagierter Aufenthalt auch schon vorüber. Ob die Entscheidung, dem heimischen Lesepublikum davon zu berichten, wichtig war, ist allerdings fraglich.

Dieter Kattenbusch: „Cali. Tagebuch eines anderen Urlaubs“. Edition Tranvia 1997, 140 Seiten, 28 DM

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