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Serbe vor UN-Gericht

■ Ex-Bürgermeister von Vukovar soll für Tod von 200 Personen verantwortlich sein

Den Haag (dpa) – Der Serbe Slavko Dokmanović muß sich seit gestern wegen des größten Massakers während des Krieges in Kroatien vor dem UN-Kriegsverbrechertribunal in Den Haag verantworten. Der ehemalige Bürgermeister der Stadt Vukovar im kroatischen Ostslawonien soll 1991 einer der Hauptverantwortlichen für die Erschießung von mindestens 200 überwiegend kroatischen Patienten und Pflegern aus dem örtlichen Krankenhaus gewesen sein. Der 48jährige ist deshalb wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit und schwerer Verstöße gegen die Völkerrechtskonvention und das Kriegsrecht angeklagt.

Die „schrecklichen Taten von unvorstellbarer Grausamkeit“, die Dokmanović zusammen mit serbischen Militärs begangen habe, hätten „das Gewissen der Menschheit erschüttert“, sagte Ankläger Grant Niemann. Der Angeklagte selbst bestreitet die Vorwürfe. Sein Verteidiger Toma Fila kündigte dagegen an, er werde 97 Zeugen aufbieten, um die Unschuld seines Mandanten zu beweisen. Mindestens 50 davon könnten bezeugen, daß Dokmanović am Abend des Massakers friedlich zu Hause gesessen habe.

Die Festnahme von Dokmanović durch UN-Ermittler im vergangenen Jahr bezeichnete Fila als „Kidnapping à la Hitchcock“. Dokmanović war unter einem Vorwand von Serbien nach Kroatien gelockt und dort verhaftet worden. Von der geheimen Anklage gegen ihn wußte er nichts.

Drei hochrangige serbische Offiziere sind ebenfalls wegen des Massakers angeklagt und werden seit Jahren mit internationalem Haftbefehl gesucht. Die Regierung in Belgrad lehnt ihre Auslieferung jedoch ab.

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