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Kohl wirft Grünen skrupellosen Machthunger vor

■ Reaktionen auf Parteitag in NRW reichen von Gehässigkeiten bis zur offenen Anerkennung

Bonn (AFP/dpa) – Bundeskanzler Helmut Kohl ist wenig entzückt darüber, daß die rot-grüne Koalition in Düsseldorf fortgesetzt wird. Die Grünen hätten mit ihrer Entscheidung gezeigt, daß sie „jeden Preis“ für die Erringung der Macht in Bonn zahlen wollen.

Der Dauerstreit um den Braunkohleabbau Garzweiler II habe die nordrhein-westfälische Landesregierung „ausgezehrt“, die Koalition sei „praktisch am Ende“, sagte Kohl. Zu einem gemeinsamen politischen Handeln sei die Düsseldorfer Regierung nicht mehr in der Lage. Der Bundeskanzler spricht von Täuschung. Die Grünen behaupteten, Garzweiler sei aus einer NRW-Koalition heraus zu verhindern, die SPD verschweige, daß eine rot-grüne Energiepolitik im Bund auch das Aus für Garzweiler bedeuten würde. „Rot-Grün steht für Streit, Stillstand und Niedergang für unser Land“, so Kohl.

Die angefeindeten Grünen können ob der Anwürfe nur schmunzeln. Jürgen Trittin, Sprecher des Bundesvorstandes, entgegnete gestern: „Was allerdings Wählertäuschung angeht, kann niemand Kohl das Wasser reichen.“ Trittin erinnerte an die Kanzlerworte von „blühenden Landschaften“ und der „Halbierung der Arbeitslosigkeit bis zum Jahr 2000“.

Erwartungsgemäß kommentierte die FDP den Willen zum Fortbestand der NRW-Regierung. Parteichef Wolfgang Gerhardt sagte, Rot-Grün habe seinen „Charme verloren“. FPD-Generalsekretär Guido Westerwelle befand, die Grünen seien erpreßbar geworden. Um ihre Enttäuschung besser verdeutlichen zu können, ließ die FPD in ihrer Parteizentrale ein Plakat aufhängen. Es zeigt einen liegenden Elch, darunter die Zeile: „Von der Partei der Umwelt zur Partei, die umfällt.“

Die beiden starken Männer der NRW-SPD zeigten sich gelassen. Johannes Rau sagte: „Die Arbeit ist gut, die Zusammenarbeit ist gut.“ Franz Müntefering fand schlichte Worte: Rot-Grün könne die „vernünftigste Koalition für dieses Land sein“, sagte er.

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