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Beratung soll bleiben

■ Politikerinnen warnen katholische Kirche vor Ausstieg aus der Schwangerenberatung

Bonn (dpa/AP/taz) – Über Parteigrenzen hinweg haben Politikerinnen die katholische Kirche vor einem Ausstieg aus der gesetzlichen Schwangerenberatung gewarnt. Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth forderte die Bischöfe gestern erneut auf, trotz des erwarteten Papstbriefes nicht aus dem staatlichen Beratungssystem auszusteigen. Es bleibe auch in Zukunft Aufgabe der Kirche, den Frauen in Konfliktlagen zu helfen, sagte die CDU-Politikerin: „Bisher nimmt die Kirche an der Konfliktlage teil. Steigt sie aus, ist ihr Konflikt bereinigt, der der Frauen nicht.“ Die Kirche müsse zu einer Frau stehen, auch wenn diese sich zum Schwangerschaftsabbruch entscheide.

Die frauenpolitische Sprecherin der SPD-Bundestagsfraktion, Christel Hanewickel, nannte einen Rückzug „Verrat an hilfesuchenden Frauen und am seelsorgerischen Auftrag der Kirche“. Zugleich würden die Mitarbeiterinnen in den Beratungszentren, die sich jahrelang der Nöte der Frauen angenommen haben, in Gewissenskonflikte gestürzt und müßten um ihre Arbeitsplätze fürchten. Als unverantwortlich kritisierte auch die stellvertretende FDP- Vorsitzende Cornelia Pieper die erwartete Aufforderung des Papstes an die Katholiken, sich aus der Schwangerenberatung zurückzuziehen: „Mit Handlungsmustern aus dem Mittelalter wird man den tatsächlichen Problemen von Frauen in einer aufgeklärten Gesellschaft nicht gerecht.

Der Papstbrief zur Problematik des Schwangerschaftsabbruchs soll am kommenden Dienstag vom Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Karl Lehmann, bekanntgegeben werden. Tags zuvor will der ständige Rat der Bischofskonferenz in Würzburg den „Apostolischen Brief“ erörtern.

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