: Viele, viele Schreibweisen
■ Duden-Verlag übt harsche Kritik an neuen Reformplänen. Lehrergewerkschaft dafür
Mannheim (AP) – Auf ein geteiltes Echo ist der Plan der Rechtschreibkommission gestoßen, neben den neuen Schreibweisen auch alte weiter gelten zu lassen. Nach einer Anhörung von Verlagen, Lehrern und Linguisten gestern in Mannheim sagte der Kommissionsvorsitzende Gerhard Augst: „Das geht von totaler Ablehnung der Reform bis zu begeisterter Zustimmung.“ Vor allem Wörterbuchverlage fürchteten, durch eine größere Zahl von Varianten werde die Einheitlichkeit der Rechtschreibung gefährdet. Die meisten begrüßten aber, daß es mehr richtige Schreibweisen geben soll.
„Wir fühlen uns ermutigt“, sagte der Siegener Professor. Die Kommission hatte die Öffentlichkeit von der Anhörung ausgeschlossen, doch äußerten sich die Teilnehmer vor Journalisten.
Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) begrüßte den neuen Vorschlag. Schwächeren Schülern könne es nur nützen, wenn es mehr richtige Schreibweisen gebe. Intelligentere Schüler könnten mit der Liberalisierung umgehen, sagte Vorstandsmitglied Marianne Demmer. Dagegen sprach Gerhard Köstlin vom Deutschen Lehrerverband von einer „Verschlimmbesserung“, der Vertreter des Goethe-Instituts nannte mehr Varianten problematisch.
Der Leiter der Duden-Redaktion, Matthias Wermke, sagte: „Wenn man die Nachbesserungsvorschläge akzeptiert, gibt es auf lange Zeit keine einheitliche Rechtschreibung mehr.“ Die Rechtschreibung würde unübersichtlich. Schon heute stellten Verlage eigene Hausorthografien zusammen, die voneinander abwichen. Die Reformvorlage von 1996 sei dagegen trotz einiger Schwächen „eine tragfähige Basis, bei der man bleiben sollte“.
Der Leiter des Bertelsmann-Jugendbuchverlags, Ulrich Störiko- Blume, lobte, die Kommission sei auf berechtigte Kritik eingegangen: „Mehr Liberalität zuzulassen schadet nicht.“
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