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Vorläufige Rettung für drei Pottwale

■ Drei weitere Wale vor Eiderstedt verendet. Greenpeace fordert Umweltuntersuchung

Drei gestrandete Pottwale haben sich vorerst selbst retten können: Nach dem qualvollen Tod ihrer drei Artgenossen vor der Halbinsel Eiderstedt fanden die anderen drei Meeressäuger gestern offenbar den Weg zurück in die offene See. Vermutlich seien sie inzwischen in der südlichen Nordsee angekommen, sagte Greenpeace-Experte Ralf Sonntag. Behörden und Umweltschützer könnten derzeit nur abwarten, ob die Wale irgendwann wieder an den Küsten gesehen werden.

Erst in der nächsten Woche, so Sonntag, werde sich entscheiden, ob die Wale tatsächlich den Weg in den Atlantik finden. Es sei möglich, daß ihnen dies trotz des Schiffsverkehrs im Ärmelkanal gelänge. „Es kann allerdings noch immer passieren, daß sie in Schleswig-Holstein oder Niedersachsen stranden“, so Sonntag. Die Pottwale fänden in der Nordsee nur sehr wenig geeignete Nahrung. Deswegen müßten sie ihre Speckreserven angreifen, was auf Dauer den gesamten Organismus belaste.

Unterdessen haben Experten am Sonnabend bei St. Peter Ording die Zähne der drei verendeten Pottwale zum Schutz vor Souvenirjägern abgesägt. Angeblich sollen die Kadaver durch Ausgasen erleichtert und dann mit Schiffen in einen Hafen transportiert werden.

Es ist innerhalb weniger Wochen das zweite Mal, daß sich eine Herde jüngerer Pottwale aus dem Nordatlantik in die Nordsee verirrt hat. Erst Anfang Dezember waren 20 Tiere an der dänischen, holländischen und deutschen Küste gestrandet und verendet. Als Konsequenz hat Greenpeace Umweltverträglichkeitsprüfungen beim Übergang vom Atlantik in die Nordsee gefordert: Ursache für die Fehlorientierung ist nach Ansicht von Fachleuten, daß die bis zu 20 Meter langen Wale auf ihrer Wanderung in den Südatlantik durch gestörte Magnetfeldlinien fehlgeleitet werden, an denen sie sich sonst orientieren. Ferner könnten akustische Ablenkungen durch Bohrinseln oder See-Sprengungen sowie Schiffsverkehr den Ortungssinn irritieren. Daher schwimmen die Tiere nicht westlich an Großbritannien vorbei, sondern geraten in die Nordsee. Diese wird zur Todesfalle, da sie zu flach ist und unzureichend Nahrung bietet. lno/taz

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