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In Spanien zählen nur noch die alten Olivenbäume

■ EU verändert die Olivenölsubventionen: Spanien bekommt weniger Geld, Italien mehr

Madrid (taz) – Es hat alles nichts genutzt. Weder die Einladung in südspanische Olivenhaine noch die seitenlangen Alternativen der spanischen Landwirtschaftsministerin Loyola de Palacio oder eine Abstimmung zugunsten der Spanier im Europaparlament: EU- Landwirtschaftskommissar Franz Fischler hält an seinem Reformplan für die Olivenölsubventionen fest. Pro Baum statt pro produzierten und konsumierten Liter will Fischler ab dem Jahr 2000 das beliebte cholesterolfreie Speiseöl bezuschussen.

„Der Vorschlag von Fischler verletzt eindeutig den freien Wettbewerb“, beschwert sich der Sprecher der Verbandes der Olivenölerzeuger, Antonio Luque. Der endgültige Entwurf weicht nur unerheblich von ersten Vorschlägen ab, die bereits vor über einem Jahr die Spanier – mit 31 Prozent Marktanteil der weltweit wichtigste Produzent – aufbrachte: Bisher zahlt die EU knapp drei Mark pro Kilogramm Olivenöl. Bei 900.000 Tonnen im vergangenen Jahr macht das eine Gesamtsumme von 2,7 Milliarden Mark. Fischler will künftig nur noch knapp neun Mark pro Baum an Subventionen ausschütten. Würde Brüssel die im amtlichen spanischen Olivenbaumregister verbuchten 215 Millionen Bäume – 250 Millionen, wenn frischgepflanzte Haine herangewachsen sind – zählen, käme unter dem Strich fast dieselbe Summe heraus. Doch der Agrarkommissar legt seinen Quotenberechnungen eine veraltete Zahl von 166 Millionen Bäume zugrunde. Das bringt unter dem Strich nur 1,5 Milliarden Mark an Subventionen.

Was die Spanier erbost, kommt dem kleineren Konkurrenten Italien gelegen. Dort werden mehr Anbauflächen veranschlagt, als aktuell noch vorhanden sind. „Geplantes Preisdumping mittels Subventionen“, werfen die Spanier Fischler deshalb vor.

Außerdem möchte Fischler die Subventionen an feste Quoten binden. Die Gesamtproduktion veranschlagt er mit 1.350.000 Tonnen im Jahr. Spanien stünden davon 538.000 Tonnen zu. Jeder zusätzliche Liter würde bestraft. Seinen Berechnungen legt Fischler die Erträge der vergangenen vier Jahre zugrunde. Für die Spanier ein Unding. Waren doch zwei der Ernten durch eine jahrelange Trockenheit weit unter Schnitt. Erst letztes Jahr erholte sich der Ertrag wieder auf 900.000 Tonnen. Nicht nur in Spanien, sondern in der gesamten EU lagen die Ernten mit 1.950.000 Tonnen weit über Fischlers Wunschquote.

Und während Fischlers Plan die spanischen Olivenölbauern und die weiterverarbeitenden Betriebe in ihrer Existenz bedroht, hat der italienische Sektor auch hier das goldene Los gezogen. Die italienische Olivenölindustrie konnte ihren Ausstoß auch in den Jahren der Trockenheit halten, indem sie auf der anderen Seite des Mittelmeeres – hauptsächlich in Tunesien – dazukaufte. Italien wird so von Fischler mit 440.000 Tonnen veranschlagt, eine Menge, die dortige Olivenhaine selbst in allerbesten Jahren nicht erwirtschaften. Reiner Wandler

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