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Russischer Vermittler reist nach Bagdad

■ Blair droht mit Angriff auf Irak, falls Saddam Hussein nicht einlenkt

Moskau/Dubai (AFP/taz) – Mit einer Botschaft von Präsident Boris Jelzin ist der russische Vizeaußenminister Viktor Possuwaljuk gestern nach Bagdad gestartet, um in der Krise zwischen Irak und der UNO zu vermitteln. Das teilte ein Sprecher des Moskauer Außenministeriums mit. Zum Inhalt des Vermittlungsvorschlags sagte er nichts. Nach den Worten des russischen Außenamtssprechers soll Possuwaljuk „nach einem für alle Seiten annehmbaren Ausweg aus der Krise suchen“. Moskau hatte ein militärisches Vorgehen als „kontraproduktiv“ abgelehnt.

Der britische Premierminister Tony Blair erklärte unterdessen, Irak drohe ein Militärschlag, wenn es seine Haltung zu den UN-Waffeninspektionen nicht ändere. „Wir hoffen, daß die diplomatischen Bemühungen zum Erfolg führen, aber im Moment können wir keine Option ausschließen“, zitierte ihn gestern die in London erscheinende arabischsprachige Zeitung al-Hayat. Blair erklärte, die Entsendung des Flugzeugträgers „Invincible“ in die Golfregion sei nur eine Vorsichtsmaßnahme.

Großbritannien und die USA befürworten eine harte Linie gegen Iraks Staatsführung, die den Inspektoren der UN-Kommission für die Zerstörung der irakischen Massenvernichtungsmittel (Unscom) den Zugang zu den sogenannten Präsidentenanlagen verweigert. Die drei anderen ständigen Mitglieder im UN-Sicherheitsrat – Rußland, China und Frankreich – lehnen ein militärisches Vorgehen dagegen ab.

Japan forderte die irakische Führung gestern auf, für den ordnungsgemäßen Ablauf der UN- Waffeninspektionen zu sorgen. Einen entsprechenden Appell übergab ein Vertreter der japanischen Außenministeriums dem Geschäftsträger der irakischen Botschaft in Tokio.

Die irakische Presse berichtete gestern, das Training von Freiwilligen für eine mögliche militärische Auseinandersetzung mit den USA werde am kommenden Sonntag beginnen und drei Monate dauern. „Es sind Komitees zur Überwachung der Ausbildung gebildet worden, und die Ausbilder sind bereit, den Freiwilligen den Umgang mit der Waffe beizubringen, damit das Volk den imperialistischen und zionistischen Bedrohungen etwas entgegensetzen kann“, sagte ein Verantwortlicher für das Training.

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