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Wohnen prüfen

■ Bekommen obdachlose Frauen ein leerstehendes Haus in Altona?

Ein leerstehendes Wohnhaus, über das die Stadt verfügen kann, weil es ihr gehört: Gibt es einen geeigneteren Ort für ein Wohnprojekt obdachloser Frauen? Nein, findet die GAL und fordert, das Haus in der Behnstraße 57 in Altona „einer Gruppe von obdachlosen Frauen dauerhaft zum Wohnen zur Verfügung zu stellen“, anstatt es, wie geplant, zu verkaufen. Einen entsprechenden Antrag wird die GAL heute in die Bürgerschaft einbringen. Denn, argumentiert ihre wohnungspolitische Sprecherin Susanne Uhl, das städtische Gebäude steht seit mindestens drei Jahren weitestgehend leer, die Wohnungsnot in Hamburg ist groß, und es gibt „ganz konkret“Interessentinnen: Die hatten bereits Anfang Dezember erfolglos versucht, die Behnstraße friedlich zu besetzen (taz vom 6./7.12.97).

Die SPD will den Antrag erstmal in diversen Ausschüssen (Stadtentwicklung, Gleichstellung, Soziales) „prüfen“. Dort, so die SPD-Abgeordnete Brigitte Brockmöller, werde dann zunächst eine Kosten-Nutzen-Abwägung angestellt. Immerhin koste die Sanierung der drei Wohnungen mindestens 150.000 Mark zuzüglich der Kosten für eine Grundsanierung. Ferner müsse geprüft werden, ob die Stadt hierzu alternative Baubetreuungsmittel gewähren könne, und ob sich das Haus als „quartiernahes Angebot“eigne. „Hamburgweit“, betont Brockmöller, „ist das Angebot für obdachlose Frauen nämlich sehr differenziert und ausreichend“.

„Sehr interessant“, findet GALierin Uhl diese Einschätzung, „die ich überhaupt nicht teilen kann“. Die Not der Frauen werde verkannt, „weil weibliche Obdachlosigkeit oft verdeckt stattfindet“. In den Ausschuß-Verhandlungen um die Nutzung als Frauen-Wohnprojekt könne es daher „nur noch um das Wie, nicht aber um das Ob“gehen. Dessen ungeachtet verkündete die Finanzbehörde vorige Woche: „Wir treffen derzeit die Verkaufsvorbereitungen“; eine Ausschreibung für die Behnstraße 57 allerdings habe es noch nicht gegeben. Heike Haarhoff

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