: Die Wasserbetriebe werden Telefonkonzern
■ Das Landesunternehmen kauft Telekom-Firma BB-Data-Systemhaus. Heikle Geschäfte
Die landeseigenen Wasserbetriebe (BWB) steigen verstärkt in die Telekommunikation ein. Von der Bankgesellschaft Berlin kaufen die Wasserbetriebe jetzt die Firma BB-Data-Systemhaus mit 130 Beschäftigten und 55 Millionen Mark Jahresumsatz (1997), die Software für Datenübertragungsanlagen anbietet. Das bestätigte Joachim Jendretzki, Geschäftsführer von Systemhaus.
Nach Informationen der taz beträgt der Kaufpreis unter 10 Millionen Mark. Systemhaus wird eine Tochter der Firma Berlikom, die zu 100 Prozent den Wasserbetrieben gehört. Jendretzki meint damit einen „strategischen Partner“ gefunden zu haben: Seine Firma bietet anderen Unternehmen die Organisation der internen Telekommunikation für Telefon und Computer in speziellen Netzen an. Die Wassertochter Berlikom wiederum verfügt über die Möglichkeit, die notwendigen Datenkabel im Berliner Untergrund zu verlegen. Die Berlikom kaufte 1997 dem Landesamt für Informationstechnik das Recht ab, in 2.000 Kilometer Kabelschächten Datenleitungen zu legen.
Die Wasserbetriebe wollen in Zukunft mehr Geld mit zusätzlichen Aktivitäten verdienen, da das traditionelle Wasser- und Abwassergeschäft keine ausreichende Steigerung verspricht. Berlikom und BB-Data-Systemhaus stehen kurz davor, mit Großunternehmen, zum Beispiel Wohnungsgesellschaften, Verträge über die Telekommunikation abzuschließen. Im Zuge der Liberalisierung des Telekommarktes entwickelt sich damit in Berlin Wettbewerb: Heute geht auch die Firma Colt mit einem neuen Netz für Firmenkunden an den Start.
Die Bankgesellschaft Berlin trennt sich vom BB-Data-Systemhaus, weil sie sich auf das Bankgeschäft konzentrieren will. Ob die Telekommunikation für die Wasserbetriebe ein gutes Geschäft wird, steht in den Sternen. CDU- Telekom-Spezialist Ulrich Manske ist skeptisch: „Die Wasserbetriebe meinen, alles zu können, obwohl sie wenig Know-how haben.“
Mit zu den Wasserbetrieben geht auch ein heikles Geschäftsfeld, das Systemhaus schon seit geraumer Zeit beackert: die Ausstattung sämtlicher Stadtbibliotheken mit einem vernetzten Archivsystem. Nach Ansicht von Arnold Krause, Telekom-Experte der Bündnisgrünen, ist das Projekt gehörig in Verzug. Systemhaus-Geschäftsführer Jendretzki hält dagegen, daß mehr Zeit als vorgesehen in die Kostenreduzierung bei der Datenübertragung investiert werden müsse. Die BWB selbst werden vermutlich bald zum überwiegenden Teil privatisiert. Hannes Koch
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