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Kultursenator Radunski bricht die Zelte ab

■ Auf Druck des Bundes bereitet die Kulturverwaltung eine Räumungsklage gegen das Tempodrom vor. Nächste Woche finden entscheidende Verhandlungen über Ausgleichszahlung statt. Ohne Entschädigung ke

Kultursenator Peter Radunski (CDU) will das Tempodrom auf dem bisherigen Standort im Tiergarten räumen lassen. Dies geht aus einer Protokollnotiz des gemeinsamen Ausschusses Berlin- Bonn hervor, der der taz vorliegt. Darin heißt es, daß das Bundesbauministerium verlangt habe, „unverzüglich Klage auf Räumung des Grundstücks einzureichen“. Radunski, so heißt es weiter, „bereite diese Klage vor und werde sie unter Hinweis auf die noch stattfindenden Vergleichsgespräche einreichen“.

Damit stehen jene Vergleichsgespräche, die in der nächsten Woche zwischen Bauverwaltung, Kultursenator, der Deutschen Stadtentwicklungsgesellschaft (DSK) und dem Tempodrom beginnen sollen, unter einer akuten Räumungsdrohung. Kultursprecher Axel Wallrabenstein wollte diese Doppelstrategie gestern nicht kommentieren: „Zum Thema Tempodrom geben wir während der laufenden Verhandlungen keine Auskunft“, hieß es lapidar.

Hintergrund dieser Eskalation ist der langwierige Streit zwischen Bund und Tempodrom über eine Ausgleichszahlung für die Aufgabe des Standortes „In den Zelten“. Während der Bund, vertreten durch die DSK, lange Zeit der Meinung war, daß das Tempodrom keinen Anspruch auf eine solche Zahlung habe, da der 1984 abgeschlossene Mietvertrag immer nur jährlich verlängert wurde, bestand Tempodrom-Chefin Irene Moessinger auf einer Entschädigung. Das Tempodrom könnte an seinem Ort bleiben, wenn die Regierung nicht nach Berlin käme, so ihre Argumentation.

Anfang September 1997 schließlich beschloß der gemeinsame Ausschuß Berlin-Bonn, daß das Tempodrom eine Entschädigung bekommen solle. Die Höhe der Summe wurde allerdings nicht festgelegt. Gleichwohl war Senator Radunskis Sprecher Wallrabenstein damals noch davon ausgegangen, daß innerhalb kürzester Zeit ein Kompromiß erzielt werden könne.

Tempodrom-Betreiberin Moessinger zeigte sich gestern über die Klageankündigung verärgert: „Eigentlich haben wir verdient, daß mit uns anders verfahren wird als mit einer Räumungsklage“, sagte Moessinger. „Das ist für faire Verhandlungen nicht förderlich.“

Hintergrund der bislang ergebnislos verlaufenen Verhandlungen über die Höhe der Ausgleichszahlungen ist der Streit über die Wertbemessung des Grundstücks. Sollte Kultursenator Radunski die Verhandlungen nun mittels einer Räumung des Grundstücks scheitern lassen, droht nicht nur dem Tempodrom am alten Standort das vorzeitige Aus, sondern auch der geplanten Neubebauung am Anhalter Bahnhof.

Der Grund: Im 30 Millionen Mark teuren Finanzierungskonzept des vom Stuttgarter Architekten Frei Otto entworfenen Neubaus sind Entschädigungsgelder in Höhe von acht Millionen Mark bereits fest eingeplant.

Tempodrom-Chefin Moessinger zeigte sich gestern dennoch optimistisch darüber, daß es zu einer Einigung kommen werde. Außerdem werde die kommende Saison des Tempodroms im Tiergarten pünktlich Ende April beginnen. Uwe Rada

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