Schwarze Oper

Normalerweise verschwinden Dinge in Schwarzen Löchern. Manchmal kommen sie aber auch daraus hervor, und das ist nicht minder fürchterlich. Die Hamburgische Staatsoper zum Beispiel erhielt 1987 eine 27 Millionen Mark teure Obermaschinerie und ließ zwischen 1991 und 1993 ihre Untermaschinerie für rund 36 Millionen Mark erneuern. Nun ist nicht etwa unklar, woher diese Maschinen bzw. ihre Finanzierung kamen: Bauherr und Auftraggeber war die Hamburger Baubehörde im Auftrag der Kulturbehörde. Unklar ist vielmehr, woher die Probleme mit den Synchronzügen kommen, die bereits beim Abschluß der Erneuerung auftraten, und woher die Probleme mit der Elektronik stammen, die seit 1995 gerne den Ablauf stoppen. Ganz im Schwarzen Loch geboren scheinen aber vor allem die Verantwortlichen für den Pfusch am Bau.

„Kultur- und Baubehörde waren daran ebenso unbeteiligt wie die Oper“, sagte der neue Kulturstaatsrat Gert Hinnerk Behlmer Mittwoch bei einem Ortstermin in der Dammtorstraße, obwohl Vertreter der Behörden und der Oper die Installation abgenommen hatten. Zudem hatte ein 1992 eingeleitetes Beweissicherungsverfahren gegen das Ingenieurbüro Pinck und die Firma Tingsfeld, die die Einbauten übernommen hatte, gravierende Planungs- und Überwachungsfehler ergeben. Jetzt aber, da die technischen Mängel mit vermutlich 7,5 Millionen Mark behoben werden müssen, möchte man lieber in die Zukunft blicken, da, so Behlmer, „Verantwortlichkeiten nicht mehr zu klären“seien.

Nun sieht die Zukunft nicht eben rosiger aus. Die 450.000 Mark zur Reparierung der Untermaschinerie in der nächsten Spielpause werden zwar zu zwei Dritteln von der Kulturbehörde getragen, und der Rest kann aus dem Opernetat finanziert werden; die ca. 7 Millionen Mark zur Instandsetzung der Obermaschinerie liegen allerdings noch in unbekannten Zukunftsschwarzlöchern. Bis die entdeckt werden – Opernintendant Albin Hänseroth rechnet nicht damit, daß das noch in seiner Amtszeit bis zum Jahr 2002 geschieht –, wird der Vorhang wohl noch manches Mal, wie neulich beim Nußknacker, auf Halbmast hängenbleiben.

Die geplante Übernahme von Willy Deckers Peter Grimes-Inszenierung aus Brüssel mußte wegen der Mißstände abgesagt werden. Statt dessen wird die Britten-Oper nun am eigenen Haus von Sabine Hartmannshenn inszeniert. ck