: Kinderschutz
■ betr.: „Fehler auf allen Seiten“, taz mag vom 10.1. 98
In Worms und Mainz steht die nüchterne Prozeßbetrachtung und Aufarbeitung der begangenen Fachfehler bei den dafür Verantwortlichen noch aus. Es reicht zum Beispiel nicht, im Kinderschutzdienst von Wildwasser Worms die das Desaster mitverursachende Mitarbeiterin Ute P. zu entlassen, gleichzeitig aber zu verschweigen, daß Vorstand und KollegInnen der kinderschädigenden Praxis bis zum Schluß tatenlos zusahen. Statt glaubwürdiger Selbstkritik wird nun offenbar Ministerin Götte verantwortlich gemacht. Die Landesregierung habe die Einrichtung zum Weitermachen und Schweigen veranlaßt, wird ausgeplaudert. Wichtiger wäre zu fragen: Ist die Einrichtung zu hinreichenden Ansätzen von Konzeptreflexion und zu einem glaubwürdigen Qualitätssicherungssystem fähig? Wie lange sind die ungebrochen weiterfließenden erheblichen öffentlichen Zuschüsse noch zu rechtfertigen? Wer verantwortet eigentlich die Einrichtung?
Was außerhalb von Mainz offenbar wenig bekannt ist: Der umstrittene Münsteraner Prof. Fürness war als Ausbilder und Supervisor von Ute P. (Kinderschutzdienst Wildwasser Worms) der eigentliche Verursacher dieses Kinderschutzdesasters. Auch im Montessori-Prozeß war er mit seinen „Bewertungen“ die treibende Kraft für die Schädigung der Kinder. Deshalb stellt er mit seinen Fortbildungen und Supervisionen ein hohes Qualitätsrisiko im Kinderschutz dar, vor dem die Jugendministerkonferenz endlich warnen sollte. [...]
Ministerin Götte – in Kinderschutzfragen offenbar nach wie vor grottenschlecht beraten – hatte durch ihren demonstrativen Besuch Wildwasser Worms zu stützen und reinzuwaschen versucht, sich bei den geschädigten Wormser Kindern aber nicht entschuldigt. Ebenso unterließ sie bisher die Einsetzung einer unabhängigen Expertenkommission zur Untersuchung der Fachfehler, Qualitätsmängel und Verantwortlichkeiten, wie sie zum Beispiel in Großbritannien selbstverständlich wäre. Wolf Sartorius,
Kinderschutzzentrum Mainz
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