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Schulden strecken verlängert das Leben

■ Süd-Korea darf 24 Milliarden Dollar Schulden später an Banken zurückzahlen. Umschuldung könnte Modell für asiatische Staaten sein

Seoul (AP/rtr) – Süd-Korea hat ein für sein finanzielles Überleben notwendiges Umschuldungsabkommen mit seinen Bankgläubigern ausgehandelt. Der Vertrag sieht die Umwandlung von 24 Milliarden Dollar kurzfristiger Kredite in längerfristige Darlehen vor. Wie Wirtschafts- und Finanzminister Lim Chang Yuel gestern sagte, wird fast ein Viertel aller kurzfristig fälligen südkoreanischen Kredite gestreckt. Seoul bleiben nun ein bis drei Jahre zur Rückzahlung.

Süd-Korea hatte seit einer Woche mit Vertretern von einem Dutzend internationalen Banken über neue Konditionen des Schuldendienstes verhandelt. Darunter sind neben dem US-amerikanischen Verhandlungsführers Citibank auch die Commerzbank, die Deutsche Bank und die Westdeutsche Landesbank. Die WestLB betonte gestern, die Wertberichtigungen für ihr Asien-Geschäft in dreistelliger Millionen-Höhe würden sich auf die Bilanz nicht nennenswert auswirken. Einschließlich Süd-Korea habe sie weniger als fünf Milliarden Mark in Asien investiert.

Nötig geworden war die Umschuldung wegen des Wertverlusts der koreanischen Währung Won, der die Belastungen für Zins und Tilgung in unerreichbare Höhen geschraubt hatte. Das Land ist mit rund 153 Milliarden Dollar verschuldet, wovon 92 Milliarden binnen eines Jahres fällig gewesen wären. Volkswirte bewerteten die Einigung als Wendepunkt der Finanzkrise Süd-Koreas. Die Regelung könne als Grundlage für die Umschuldung in anderen Krisenländern dienen. Hart gerungen hatte Süd-Korea um den Zinssatz. Die Banken hatten vier bis acht Prozent Risikoaufschlag auf den Satz des Londoner Interbankenhandels (Libor) gefordert. Lim konnte sich mit 2,25 bis 2,75 Prozent über dem Libor durchsetzen, der 5,6 Prozent beträgt.

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