Kommentar: Neues Faß geöffnet
■ Abschied von der schulpolitischen Kür
Keine Atempause für Bremens gebeutelte Lehrerschaft: Kaum hat sich der Schlachtenrauch um den Schulvergleichstest USUS verzogen, da macht Bringfriede Kahrs das nächste schulpolitische Faß auf. LehrerInnen gehören in erster Linie in die Klassenräume, so die Botschaft der SPD-Bildungssenatorin. Sie sollen nicht so viel Zeit wie bisher vor kleinen Fördergruppen, in Projekten oder schulischen Strategie-Konferenzen verbringen, sondern den Lehrplan pauken. Nur so ließe sich der Unterrichtsausfall eindämmen.
Das ist für sozialdemokratische Bildungspolitik eine Kehrtwende: Weg von dem Ideal der Differenzierung, die einem jeden in der gemeinsamen Gruppe die notwendige Förderung zusicherte, weg von den bislang so hochgehaltenen zusätzlichen Angeboten für SchülerInnen zugunsten der soliden Vermittlung der Stundentafel. Jahrelang hatten sozialdemokratisch geführte Bremer Bildungsressorts an einem ausgefeilten Regelwerk gearbeitet: Wer bekommt wofür wieviele Stunden zugewiesen, welche Leistungen werden im Verhältnis zu anderen wie bewertet? Alles von gestern.
So manche sinnvolle Ergänzung zum schulischen Normalbetrieb dürfte bei der Hinwendung zur Pflicht auf der Strecke bleiben. In den Schulen und mit den Schulen sind darüber erbitterte Konflikte zu erwarten. Mit ihrer öffentlichen Selbstkritik hat die Senatorin den kommenden Angriffen die Spitze genommen. Joachim Fahrun
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