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Rückkehr zum Pflichtprogramm

■ Ineffizienter Lehrereinsatz verantwortlich für Unterrichtsausfall

Bremens LehrerInnen sollen mehr Stunden vor ihren Klassen stehen und normalen Unterricht erteilen, anstatt für Sonderaufgaben freigestellt zu werden. Für die SchülerInnen wird es weniger Arbeitsgemeinschaften, Förderstunden und Projekte geben.

Diese Konsequenz zieht Bildungssenatorin Bringfriede Kahrs (SPD) aus der merkwürdigen Tatsache, daß in Bremen zwar rechnerisch ein Lehrer nur wenige Schüler betreuen muß, aber dennoch permanent Pflichtunterricht ausfällt. Um dieses Ministerium aufzuklären, hat die Unternehmensberatung Kienbaum die Effizienz des Lehrkräfteeinsatzes an Bremer Schulen unter die Lupe genommen.

Das Fazit ist nach den ersten Ergebnissen, die die Bildungsbehörde selbst vorstellte, verheerend. Die Praxis der Stundenzuweisung ist unübersichtlich und muß von Grund auf geändert werden. In Bremen gingen 27 Prozent der zugewiesenen Stunden nicht in den Unterricht, in Baden-Württemberg seien das nur zehn Prozent. Was die Schulen mit den vielen frei verfügbaren Stunden anfangen und unter welchen Voraussetzungen Lehrer für übergeordnete Aufgaben wie Stufenleitung oder EDV-Beauftragter vom Unterricht befreit werden, darüber gibt es keine Kontrolle. Die Vorgaben der Behörde seien auch nicht deutlich. „Es gibt Lehrkräfte, die sind zwar an den Schulen, arbeiten aber ganz wenig“, sagte Kahrs. Die Personalkosten pro Schüler seien in Bremen auch deswegen besonders hoch.

Die Behörde will dafür sorgen, daß die Schulen die Stundentafel erfüllen müssen. Bisher haben manche Schulleiter „Sonderbedarfsstunden“abgezwackt, um Lücken in der „Grundversorgung“zu stopfen. Andere haben das nicht getan. Besonders an Hauptschulen, aber nicht nur dort, fielen viele Stunden aus. Eltern klagen, daß ihre Sprößlinge kurzfristig nach Hause geschickt werden.

Senatorin Kahrs möchte im Zuge ihrer Hinwendung zum Pflichtprogramm an den Schulen auch Untergrenzen für Klassen definieren, in der Grundschule etwa soll eine Klasse aus mindestens 19 Kindern bestehen. Denn bisher hätten viele Schulen die Gruppen geteilt und seien dann mit ihren zugewiesenen Stunden nicht mehr klargekommen. Vom nächsten Schuljahr an sollen die Schulen eine Berichtspflicht haben, ehe Stunden zugewiesen werden, sollen Ziele definiert werden. Außerdem sollen langzeitabwesende kranke Lehrkräfte mit einem Rehabilitationsprogramm für die Klassenräume reaktiviert werden. jof

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