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Schnüffeln für Eberhard

■ Vor der Live-Talkshow "Ich stelle mich" mit dem Regierenden Bürgermeister läßt der Sender TV-Berlin die Zuschauer melderechtlich überprüfen. Andere Sender kommen ohne Überprüfung aus

Schnüffeln für den Regierenden: Wenn Eberhard Diepgen heute erstmals in die Live-Sendung „Ich stelle mich“ zum Lokalsender TV-Berlin kommt, herrscht dort die „große Sicherheitslage“. Denn Diepgen stellt sich nur ausgewähltem Publikum. Wer sich beim Casting-Büro des Senders um einen der achtzig Zuschauerplätze bewirbt, muß zuvor einen Zettel mit Namen, Wohnort und Geburtsdatum ans Studio faxen. Sicherheitscheck heißt das dann. „Sämtliche Daten“, verriet die Mitarbeiterin des Casting-Büros der taz, „werden dann durch einen Abgleich mit dem Melderegister des Landeseinwohneramtes auf ihre Richtigkeit überprüft.“

Der Sender macht sich damit selbst zum Erfüllungsgehilfen der Sicherheitsfanatiker in der Senatskanzlei. Andernorts nämlich ist eine solche Praxis gänzlich unüblich. Um in die Sat.1-Talkshow „Talk im Turm“ zu kommen, genügt lediglich eine Anmeldung per Name mitsamt der Zahl der gewünschten Plätze. „Dies wird sich auch nach der Aktion der Studenten vor zwei Wochen nicht ändern“, sagt Michael Ließfeld von der „Talk im Turm“-Produktionsfirma AVE. Falls die Senatskanzlei eine melderechtliche Überprüfung der Teilnehmer wünsche, würde man lieber auf Diepgen selbst verzichten. Die gleiche Praxis herrscht auch bei Sabine Christiansen sowie beim „Berliner Platz“ auf B1.

Auf die Schnüffelei im Casting- Büro aufmerksam gemacht, reagierte die Pressestelle von TV-Berlin verunsichert. Zwar wurde bestätigt, daß man Name, Adresse und Geburtsdatum der Teilnehmer verlange. Der Sicherheitsaspekt habe dabei aber vielmehr damit zu tun, sicherzustellen, daß nicht zu viele Gäste kommen.

In der Sendung „Ich stelle mich“ wird heute um 21.15 Uhr Eberhard Diepgen mit dem Fraktionsvorsitzenden der Bündnisgrünen, Wolfgang Wieland, über den Umzug der Bundesregierung streiten. Wieland bezeichnete die Einladungspraktiken des Senders als befremdlich. Eine Verletzung des Datenschutzes sei aber nur dann gegeben, wenn den Teilnehmern nicht mitgeteilt werde, was mit den Daten geschehe. Uwe Rada

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