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Kommentar (siehe S. 1,7 und 21)Wendehals mit Profil

■ Scherf bleibt vorerst hart

Die Glaubwürdigkeit des ehemals linken Politikers Henning Scherf (SPD) hat gerade in Zeiten der Großen Koalition stark gelitten. Scherf, der früher mit seiner Unterschrift gegen den Jäger 90 protestiert hatte, sprach sich plötzlich gemeinsam mit dem bayrischen Ministerpräsidenten Edmund Stoiber (CSU) für den Eurofighter aus. Er hatte keine Bedenken mehr, mutmaßlichen Drogendealern das umstrittene Brechmittel Ipecacuanha zu verabreichen. Und er umarmte den Koalitionspartner so lange, bis der anfing, sich über die Wandlung Scherfs zu wundern.

Gestern hat der Bürgermeister und Justizsenator Scherf wieder Profil gewonnen. Er hat dem Koalitionspartner die Zähne gezeigt. Er werde der Grundgesetzänderung nur zustimmen, wenn der Kompromiß zum Lauschangriff nachgebessert wird und Ärzte, Anwälte und Journalisten von den Abhörmaßnahmen ausgenommen werden, bekräftigte Scherf seine Haltung gestern noch einmal.

Am Freitag, wenn die Entscheidung über den großen Lauschangriff Thema im Bundesrat ist, wird sich zeigen, wie ernst es ihm ist. Seine Glaubwürdigkeit steht auf dem Spiel. „Bremen ist doch nicht irgendeine Bananenrepublik“, sagte Scherf vor wenigen Tagen in der Bürgerschaft. Am Freitag kann er zeigen, daß diese Worte keine leere Floskel waren.

Kerstin Schneider

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