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Wenn sich die falschen Feinde knutschen

■ Das 12. Kabarettfestival präsentiert ab dem 18. März die Politik im Privaten

Am Küssen hat Ulrich Waller es gemerkt: Irgendetwas ist faul in dieser Welt. Wenn der Pabst Fidel Castro knutscht und Edmund Stoiber Brecht mit feuchten Geburtstagsbussis überschüttet, muß etwas Grundlegendes betreffs Feindbilder aus dem Ruder gelaufen sein. Zeit für ein neues Kabarettfestival.

Unter dem Titel Finish stellt Waller, seit 12 Jahren Leiter des Festivals, vom 18. März bis zum 5. April auf Kampnagel und in den Kammerspielen 20 verschiedene Programme vor. Finish heißt „beenden“, aber auch „polieren“, und einer Politur bedarf wohl manches in diesem Land – nicht zuletzt das Kabarett selbst. Die Hochzeiten des politischen Palaverns sind vorbei; hatte das Festival 1997 noch 25.000 Zuschauer, hofft man dieses Jahr auf 15.000. „Die Kabarettlandschaft hat sich verändert“, so Waller: „Leistete das Festival anfangs kabarettistische Grundversorgung, können wir heute Feinkostladen sein.“Comedy-Abende, die sich in der Stadt breit etabliert haben, kommen deshalb in seinem Programm nicht vor und das „Politikernamen-Abklappern“hätte sich überlebt. Volker Pispers Programm Ein Wort ergab das andere sei das einzige, in dem das Wort „Kohl“überhaupt vorkommt.

Pispers gehört neben Matthias Deutschmann, Georg Schramm und Horst Schroth zu den wenigen Altmeistern, die auftreten werden, da das letzte Festival erst neun Monate zurückliegt und die Herren keine neuen Programme parat haben. Stattdessen mit dabei: der bayrische Türke Django Asül, die Wiener Ferdinand Kratzl und Arnulf Rating, Tresenleben aus dem Ruhrpott und viele lustige Menschen mehr, die das Politische im Privaten suchen. Eröffnet wird das Festival mit einer Neuheit, die man wohl der Gastronomie abgeguckt hat: Sigi Zimmerschied macht „Erlebniskabarett“. Christiane Kühl

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