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Vollgültiges Blatt

■ Der Springer-Verlag verlor seinen Prozeß gegen die Freiburger „Zeitung zum Sonntag“

Freiburg (taz) – Es wurde noch einmal ein bißchen kitschig: Urteilsspruch, Jubel, ein, zwei Freudentränchen und kaum eine Regung beim Anwalt der Gegenpartei. Der böse, große Springer-Verlag ist gestern vor dem Oberlandesgericht gescheitert. Er wollte per einstweiliger Verfügung der lieben, kleinen Zeitung zum Sonntag (ZuS) verbieten, sich kostenlos zu verbreiten.

Die Zeitungsrebellen hatten im November die Badische Zeitung verlassen, um mit einem über Anzeigen finanzierten Sonntagsblatt ihren früheren Arbeitgeber das Fürchten zu lehren. Doch es fürchtete sich auch Springer – Besitzer von BamS und WamS – und klagte unversehens. Die ZuS (Auflage 120.000) treibe unlauteren Wettbewerb, da üblicherweise nur minderwertige Wochenblättchen gratis verteilt würden. Dies verleitete Springer vor Gericht gar zu einer absurden Lobpreisung. ZuS sei eine „vollgültige Zeitung mit hohem journalistischen Anspruch, umfangreich, hochwertig aufgemacht und aufwendig gedruckt, getragen von einem zahlenstarken Team von Profijournalisten“.

So etwas Gutes wollten denn auch die Freiburger Richter nicht verbieten. „Der Wettbewerb lebt von neuen Ideen“, urteilten sie. Tageszeitungen würden längst kostenlos über Internet verbreitet, Privatfernsehen finanziere sich ausschließlich aus Werbung. Auch bringe jedes neue Sonntagsblatt der Springer-Sonntagspresse zwangsläufig Verluste, da die eben das Monopol habe.

In dem Eilverfahren war das Oberlandesgericht die letzte Instanz. Springer bleibt noch das Hauptverfahren, in dem sich ein Prozeß aber über Jahre bis zum Bundesgerichtshof ziehen kann. Springer-Anwalt Paul-Eberhard Krug sagte gestern, er vermute daß der Fall „letztendlich beim BGH landet“. Es seien auch überall dort, wo die Zeitung sonst noch erscheine, Prozesse möglich. Eine ZuS-Verbreitung über Freiburg hinaus ist keineswegs unrealistisch, denn Gruner+Jahr, schon lange auf glückloser Suche nach einem Wochenzeitungsprojekt, will bei der ZuS mit 50 Prozent einsteigen. Georg Löwisch

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