: Gentech-Rauch in Europa
■ Eine BAT-Tochter verkauft seit Jahren genmanipulierte Zigaretten
Berlin (AP/taz) – Der amerikanische Tabakkonzern Brown and Williamson Tobacco, eine Tochter der britischen BAT-Gruppe, exportiert Zigaretten mit genetisch verändertem Tabak mit höherem Nikotingehalt nach Westeuropa. Dies geht aus einer eidesstattlichen Erklärung des Konzernmanagers Roger Black hervor, die die Nachrichtenagentur AP am Donnerstag erhielt. Demnach enthalten Zigaretten der Marken Viceroy King Size und Viceroy Lights einen Tabak mit der Bezeichnung Y-1, dessen Nikotinanteil mittels Genmanipulation erhöht wurde. Das Unternehmen produziert auch die Marken Lucky Strike und Pall Mall.
Die Frage, in welchen Ländern Europas die Viceroy-Zigaretten vertrieben werden, konnte die deutsche BAT in Hamburg der taz gestern nicht beantworten. Ein Firmensprecher aus Louisville in Kentucky erklärte, die Produktion von Y-1 sei inzwischen eingestellt und die Vorräte würden bis Anfang 1999 aufgebraucht sein. Sein Unternehmen habe sich zur Einstellung entschlossen, weil Y-1-Zigaretten in Verbrauchertests schlecht abgeschnitten hätten.
Black hingegen hatte gesagt, Raucher hätten Produkte mit Y-1 besser beurteilt. Er fügte hinzu, daß den Exportzigaretten – die auch nach Asien und in den Nahen Osten geliefert werden – doppelt soviel Gentabak hinzugefügt würde wie Produkten für den amerikanischen Markt. Black zufolge ordnete die Unternehmensleitung 1994 den Verzicht auf den vor allem in Brasilien angebauten Y-1- Tabak an, aus Sorge wegen schlechter Publicity.
Bei der EU-Kommission in Brüssel hieß es gestern, das Inverkehrbringen von genmanipuliertem Tabak ohne Kennzeichnung sei nach der EU-Freisetzungsrichtlinie untersagt, der Verkauf der genmanipulierten Zigaretten wäre damit illegal. ten
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen