: Alles andere als christlich
■ CDU-Machtkampf mit gefälschten Austritten. Anzeige erstattet
Wie sehr Kriminalitätsbekämpfung der Hamburger CDU am Herzen liegt, kann sie nun am eigenen Beispiel vorführen. Im Kampf um die Macht im Kreis Altona haben bisher noch unbekannte Christdemokraten Parteiaustritte gefälscht. Parteichef Dirk Fischer packte das Mißtrauen, als sich Ende des Jahres die Abschiedsschreiben aus den Ortsverbänden Neu-Altona und Bahrenfeld häuften. „Alle auf den letzten Drücker, das ist ungewöhnlich“, so CDU-Geschäftsführer Wulf Brocke. In einem Fall bestätigte sich der Verdacht, andere „sind noch nicht abschließend recherchiert“.
Neu-Altona und Bahrenfeld gehören zu den Ortsverbänden, die den CDU-Kreischef Wolfgang Ploog unterstützen. Mit Austritten hofften Ploogs Feinde offenbar, die Zahl der Delegierten – wichtig etwa bei Vorstandswahlen – zu reduzieren. Derzeit dominiert im Kreisvorstand Ploogs Gruppe.
Ploog will nach Angaben des Landesverbands Strafanzeige wegen Urkundenfälschung stellen; darauf steht Freiheitsentzug bis zu fünf Jahren oder eine Geldstrafe. Gestern lag der Staatsanwaltschaft allerdings noch keine Anzeige vor. Sollte sich der Verdacht erhärten, müsse der Täter mit einem Parteiausschlußverfahren rechnen, so Brocke. Schaden könne nur abgewendet werden, indem die Sache aufgeklärt werde: „Es sind nur wenige daran beiteiligt, aber alle müssen darunter leiden“, ärgert sich Brocke über die kriminelle Energie seiner Parteikollegen.
Altona ist zum wiederholten Mal Schauplatz unerquicklicher Auseinandersetzungen um Einfluß und Posten. Zuletzt hatte es Zoff um den Kreisgeschäftsführer Peter Schmidt gegeben, der um seinen Job fürchten mußte. Ihm soll, noch unter Ploogs Vorgänger, ein auffällig hohes Gehalt zugestanden worden sein. Der 52jährige Parteifunktionär aus Blankenese war von 1974 bis 1993 Mitglied der Bürgerschaft. Silke Mertins
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen