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Eckard Heintz durchlauschte das Bremer Musikleben

Zum Ordern von Außen-Gutachtern: Das Land Bremen hat, „einen bisher in der Bundesrepublik nur wenig praktizierten Mut zur kritischen Überprüfung bestehender Strukturen und zur Öffnung für neue Wege bewiesen.“

Zur Bremer Presse: „Wie ein roter Faden zog sich durch meine Gespräche der Hinweis, daß Vorberichte und Musik-Rezensionen in der lokalen Presse im Vergleich zu anderen Städten nicht ausreichenden Raum erhalten.“

Zur Philharmonischen Gesellschaft: „Ohne Grundstrukturen dieser in Generationen gewachsenen Verhältnisse zerstören oder wesentlich verändern zu wollen – sie entspricht mehr denn je den in letzter Zeit gewünschten Public-Private Partnerships – bedarf es meines Erachtens dennoch einiger Anstöße, diese Struktur den neuen Herausforderungen anzupassen: Der Vorstand sollte einen berufsmäßigen Geschäftsführer bestellen... Die Rechtsform der Philharmonischen Gesellschaft ist sekundär...“

Zum Orchester: „Ich sehe weder die Notwendigkeit, dem Orchester eine GmbH-Rechtsform überzustülpen, noch die Philharmonische Gesellschaft zu einem bloßen Fundraising-Freundeskreis herabzustufen ... Allenfalls könnte ein Eigenbetrieb in Frage kommen (Budget-Hoheit) ... Als Kernproblem habe ich die Diskrepanz zwischen der theoretisch richtigen und im Hinblick auf die Doppelfunktion (Sinfoniekonzerte sowie Musiktheaterabende) auch erforderliche Einstufung als A-Orchester im Verhältnis zur tatsächlich vorhandenen Besetzungswirklichkeit festgestellt. (...) Soweit feststellbar, geben die Voraussetzungen und praktischen Erfahrungen derzeit keinerlei Anlaß, das Partnerschafts-Prinzip (zwischen Theater und Orchester) aufzukündigen.“

Zur Bildung: „Eklatant erscheint mir der Mangel ausreichender Musikerziehung in Bremens Schulen. Wie sollte denn der Besucherschwund in Bremen gebremst... werden, wenn eine ausreichende Musik-Pädagogik... fehlt?“

Zum Musikfest Bremen: „Die Persönlichkeit des „Motors“, der Intendanz, wird eine entscheidende Rolle auch in Zukunft spielen (...).“Allerdings wäre es wichtig, thematische Schwerpunkte zu bestimmen und „nicht nur Highlights einzukaufen“.

Zur U-Musik: „Soweit feststellbar, scheinen die U-Musikveranstaltungen  (...)  nicht im Konzept der Musikstadt Bremen gleichwertig eingebunden zu sein.“Der Mangel an großen U-Events „mag auch an der geeigneten Saalgröße und dem damit verbundenen Saal-Ambiente liegen. Daher sei unter bestimmten Bedingungen Projekt Musicon empfohlen.“

Zum Musical-Großprojekt: „Ich merke daher an, daß ich die hohe öffentliche Subvention von DM 45 Mio Investitionsmitteln im Verhältnis zu den Mitteln des Kulturetats für bedenklich halte ...“

Zur Kammerphilharmonie: „Zweifellos ein asset, das dieser Stadt zu Ehren gereicht.“

Zu McKinsey: „Ich kann den Pauschal-Empfehlungen zum Kostenminimierungsthema so lange nicht folgen, als nicht konkrete, substantiierte Einzeluntersuchungen durch Fachleute vorliegen. (...) Ich kann nicht erkennen, wieso Kontrakte verbindlicher sein sollen als die durch Bürgerschafts- und Senatsbeschlüsse getroffenen Zuweisungen gemäß vorher abgeglichener Haushaltspläne. Das Kontraktmanagement ist unzureichend definiert. Die Schwächen des Gutachtens müßten von den Verfassern kostenlos so weit wie möglich ausgeräumt werden.

Zur Kulturverwaltung: Ein signifikanter Stellen-, Kosten- und Machtabbau in der bisherigen Kulturverwaltung  ...  würde ein deutsches Erstlingswunder darstellen, das zur Nachahmung empfohlen werden müßte.“

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