piwik no script img

Mossad-Spione schon wieder auf frischer Tat ertappt

■ Die neueste Pleite des israelischen Geheimdienstes, diesmal in Bern: Fünf Agenten werden als Einbrecher erwischt. Polizei ermittelt wegen illegalen Lauschangriffs

Bern (taz) – Der israelische Geheimdienst Mossad hat erneut einen illegalen Auslandseinsatz in den Sand gesetzt. Die näheren Umstände des gestern bekanntgewordenen Einbruchs von fünf Mossad- Agenten in ein Privathaus der Schweizer Hauptstadt Bern liegen noch im dunkeln. Nach Informationen aus Israel hat dieser Fehlschlag zum Rücktritt von Mossad- Chef Dany Jatom geführt.

Nach Darstellung der Schweizer Generalbundesanwältin Carla del Ponte nahm die Berner Kantonspolizei am frühen Donnerstagmorgen vergangener Woche fünf Männer fest, die in einem Außenbezirk in ein Privathaus einbrechen wollten. Eine Nachbarin hatte die Polizei alarmiert. Die Männer hatten israelische Pässe bei sich und waren am Vortag mit einer Linienmaschine aus Tel Aviv in Zürich eingetroffen. Warum vier von ihnen noch am selben Tag freigelassen wurden und die Schweiz verlassen konnten, dann aber ein Haftbefehl gegen sie erging, konnte del Ponte gestern nicht beantworten. Der fünfte Mann ist in Bern inhaftiert. Laut del Ponte haben die Behörden „Beweise und eine Bestätigung für die Verwicklung des Mossad in diese professionell geplante Aktion“. Nähere Auskünfte verweigerte die Bundesanwältin.

Nach den polizeilichen Ermittlungsakten wird gegen die fünf Männer wegen verbotener Tätigkeit für eine ausländische Macht, politische oder militärische Spionage, Sachbeschädigung sowie illegalen Abhörens von Gesprächen ermittelt. Berichte schweizerischer und israelischer Medien, wonach sich die Mossad-Aktion gegen die Botschaft Irans, Iraks oder eines anderen Staates gerichtet habe, wurden dementiert. Auch lebten in dem Privathaus „keine Diplomaten“. Diese Formulierung läßt die Möglichkeit offen, daß es sich bei den Bewohnern um Angestellte einer ausländischen Botschaft ohne diplomatischen Status handelt.

Der ganze Vorgang ist offensichtlich durch Indiskretionen aus dem Mossad über israelische Medien an die Öffentlichkeit gekommen. Die Schweizer Regierung war bestrebt, die Angelegenheit ohne weiteres Aufsehen mit der Regierung Israels zu bereinigen, wie der Staatssekretär im Berner Außenministerium, Jakob Kellenberger, einräumte. Am Montag hatte Kellenberger den Botschafter Israels ins Außenministerium zitiert und „mit Nachdruck gegen die inakzeptable und befremdliche Aktion einer befreundeten Nation protestiert“ sowie eine Entschuldigung und volle Aufklärung verlangt. Die einzige Reaktion war bis gestern diese Erklärung von Premierminister Benjamin Netanjahu: „Ein israelischer Bürger ist in der Schweiz festgenommen worden, und wir unternehmen alles, was wir können, um das Problem zu lösen.“ Erst im September war in Jordanien ein Mossad-Anschlag auf einen Hamas-Führer fehlgeschlagen. Der Schweizer Außenminister Flavio Cotti erwägt inzwischen, seine für Mai geplante Israel-Reise zu verschieben. Andreas Zumach Bericht Seite 10

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen