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■ Bundeswehr: Generalmajor Schultze-Rhonhofs Nazi-IdeologieVon nichts gewußt

Die Polen waren am Ausbruch des Zweiten Weltkrieges selber schuld, Hitler hat die Arbeitslosigkeit beseitigt, und das deutsche Volk von heute hat seine Werte verloren. Solche Sentenzen sind an Stammtischen von Bayern bis Brandenburg zu hören. Warum also das Buch des pensionierten Generalmajors Gerd Schultze-Rhonhof überhaupt zur Kenntnis nehmen? Weil Stammtischgeschwätz nur dann zwischen Buchdeckeln Platz findet, wenn die Position des Schreibers für Gewinnerwartungen des Verlages hoch genug ist. Ein deutscher Generalmajor erfüllt diese Voraussetzung.

Jetzt wird es heißen, bei der Bundeswehr habe man von Schultze-Rhonhofs Ansichten nichts gewußt. Jedes Schulkind kennt die politische Haltung seines Geschichtslehrers. Da soll ausgerechnet ein General, zuständig für mehr als 50.000 Soldaten und früher auch einmal Dozent an der Führungsakademie, seine Überzeugung erfolgreich verborgen haben? Die Angehörigen der Bundeswehr müßten ein Interesse daran haben, für so blöd nicht gehalten zu werden.

Wenn die Soldaten aber wußten, mit wem sie es zu tun hatten, dann läßt das nur zwei Schlüsse zu: Entweder sie haben seine Ansichten zwar gekannt, aber nicht als rechtsradikal erkannt. Dann muß es noch schlimmer um das Niveau der politischen Bildung bei den Streitkräften bestellt sein als bisher angenommen. Das Buch ist geschickt formuliert und mit den üblichen pflichtschuldigen Distanzierungen vom Hitler-Regime versehen – aber eben dennoch unzweifelhaft rechtsradikal. Schultze-Rhonhof liefert das ideologische Rüstzeug für diejenigen, bei denen es zu mehr als einem dumpfen „Sieg Heil“ nicht reicht. Er ist deshalb weit gefährlicher als jene, und er hat es in der deutschen Nachkriegsarmee bis zum General gebracht.

Der andere mögliche Schluß ist der, daß die Gefahr gesehen wurde, aber alle lieber die Köpfe einzogen, als Ärger zu riskieren. Das paßte gut ins Bild der Kameraderie des Schweigens, das auch Aussagen vor dem Untersuchungsausschuß gezeichnet haben. So lange sich das nicht ändert, haben Rechtextremisten leichtes Spiel. Verteidigungsminister Volker Rühe könnte hier ein Zeichen setzen. Seine disziplinarrechtlichn Möglichkeiten enden nicht, wenn jemand aus der Bundeswehr ausscheidet. Der Minister ist doch sonst ganz fix, wenn ihm Äußerungen eines Offiziers mißfallen. Bettina Gaus

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