Sarkuhi dankt seinen Unterstützern

In einem Brief an den PEN beklagt der iranische Schriftsteller, daß die Behörden ihm keinen Paß ausstellen. Er darf nicht zu seiner Familie nach Deutschland reisen  ■ Von Thomas Dreger

Berlin (taz) – Das grausame Spiel der iranischen Behörden mit dem Schriftsteller Faradsch Sarkuhi (50) ist noch nicht beendet. In einem gestern aus Teheran gefaxten Brief an den Internationalen PEN-Club bedankt sich der Regimekritiker bei „allen Personen und Organisationen“, die sich für seine Freilassung aus dem Gefängnis stark gemacht haben. Gleichzeitig beklagte er aber, daß die iranischen Behörden ihm den Paß verweigern und damit die Ausreise. Nur Dank des Einsatzes internationaler Medien und Organisatoren sei er „schließlich freigekommen“, schreibt Sarkuhi. Jedoch sei seine „Situation noch nicht geklärt. Ich habe keinen Paß und kann das Land nicht verlassen. Ich weiß nicht, ob ich meine Werke im Iran veröffentlichen darf oder nicht.“ Die internationale Kampagne zu seiner Freilassung habe zudem „die schwierigen Umstände, unter denen iranische Schriftsteller und Intellektuelle leben und schreiben“, publik gemacht, schreibt Sarkuhi. Er lebe „mit der Hoffnung, den Tag zu erleben, an dem jeder Mensch seine Ansichten und Ideen frei ausdrücken kann ohne Furcht vor Vergeltung.“

Sarkuhi war von November 1996 bis Ende Januar dieses Jahres fast ununterbrochen inhaftiert. Der iranische Geheimdienst hatte ihn auf dem Flughafen Teheran verschleppt, als er gerade zu seiner in Berlin lebenden Frau und ihren beiden Kindern reisen wollte. Wochenlang fehlte von Sarkuhi jede Spur. Die iranischen Behörden behaupteten, er sei wie geplant ausgereist. Vor einem Jahr gelang es Sarkuhi dann, einen Brief aus dem Gefängnis zu schmuggeln. Darin beschrieb er, wie iranische Geheimdienstler systematisch versuchten, ihn zu zerstören. Sarkuhis Vermutung: Wegen eines Besuchs in der Wohnung des Kulturattachés der deutschen Botschaft, Jens Gust, solle ihm ein Spionageprozeß gemacht werden – als „Gegenverfahren“ zum Berliner Mykonos-Prozeß um die Ermordung von vier oppositionellen iranischen Kurden.

Auf internationalen Druck hin wurde Sarkuhi dann „nur“ wegen „Propaganda gegen die Islamische Republik“ verurteilt und am 28. Januar „planmäßig“ freigelassen. Beobachter, die Sarkuhi anschließend besuchten, beschreiben ihn als psychisch ungebrochen, aber durch die im Gefängnis erlittene Folter gesundheitlich stark angeschlagen. Weil er während seiner Inhaftierung aus finanziellen Gründen seine Wohnung auflösen mußte, lebt er abwechselnd bei verschiedenen Freunden.

Seit seiner Entlassung aus dem Gefängnis kämpft Sarkuhi mit den iranischen Behörden um eine Ausreisegenehmigung. Der taz berichtete er am Telefon, er werde immer wieder vertröstet – obwohl er Einladungen von zahlreichen Institutionen im Ausland vorlegen kann. Sarkuhis Fazit zum Umgang der iranischen Machthaber mit ihm: „Sie spielen mit mir.“ Thomas Dreger

Kommentar Seite 12