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Kosovo: Der Druck gegen Serbien wächst

■ Flüchtlinge nach Priština abgeschoben

Bonn/Priština/Berlin (dpa/taz) – Die USA und Deutschland sind sich einig über ein rasches Einschreiten der Staatengemeinschaft im Kosovo-Konflikt. Außenministerin Albright und ihr Kollege Kinkel kündigten gestern in Bonn an, daß die Bosnien-Kontaktgruppe heute in London über Maßnahmen für ein Ende der Gewalt in der jugoslawischen Krisenprovinz beraten werde. Dazu gehörten Angebote für eine wirtschaftliche Zusammenarbeit an die Regierung von Präsident Slobodan Milošević, aber auch die Androhung von Sanktionen.

Nach Angaben diplomatischer Kreise haben die beiden Außenminister kein militärisches Eingreifen besprochen. Dies könne aber für die Beratungen der Kontaktgruppe nicht ausgeschlossen werden, hieß es. Der Gruppe gehören die USA, Rußland, Großbritannien, Deutschland, Frankreich und Italien an.

Das Bonner Außenministerium verfolgt dabei auch eigene Interessen. Im Fall einer Gewaltexplosion im Kosovo seien zusätzlich zu den 140.000 Kosovo- Asylbewerbern neue Flüchtlinge zu erwarten, sagte Kinkel. Die „Gesellschaft für bedrohte Völker“ erklärte gestern, angesichts der Lage im Kosovo müsse Deutschland bereit sein, weitere Flüchtlinge aufzunehmen. Gleichzeitig sprach sich die Menschenrechtsorganisation für einen Abschiebestopp von Kosovo-Albanern aus.

In der vergangenen Woche war eine vom bayerischen Innenministerium verfügte Abschiebeaktion von 77 Kosovo-Albanern gründlich danebengegangen. Einem Bericht der Süddeutschen Zeitung zufolge sollten die Flüchtlinge mit einer serbischen Chartermaschine nach Belgrad geflogen werden. Tatsächlich wurde das Flugzeug jedoch von den serbischen Behörden nach Priština, der Hauptstadt des Kosovo, umgeleitet.

Unter wachsendem internationalem Druck hat die serbische Polizei gestern ihre Aktionen im Kosovo für beendet erklärt. „Die Operation mit dem Ziel, das Zentrum des Kosovo-Terrorismus auszuschalten, ist beendet“, sagte der stellvertretende Verwaltungschef der Provinz. In Priština demonstrierten etwa 5.000 albanische Frauen gegen „serbische Besatzung“ und Polizeibrutalität. Das albanische Menschenrechtskomitee veröffentlichte die Namen von 34 getöteten Albanern. Auch in anderen europäischen Städten kam es zu Protestkundgebungen. Reportage aus dem umkämpften Kosovo

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