: Interkontinentale Telefonverbindung
■ Die spanische Telefónica und der US-Konzern MCI-WorldCom wollen zusammen den Markt in Europa und Amerika aufrollen
Madrid (taz) – Das Foto für die Firmenalben ist gelungen: Die Hand ausgestreckt, den Daumen nach oben, mit einem breiten Lächeln ließen sich der Chef des US- amerikanischen Telekommunikationskonzerns MCI, Bert Roberts, sein Kollege von der spanischen Telefónica, Juan Villalonga, und der Newcomer in der Branche, der ehemalige Basketballtrainer und jetzige WorldCom-Präsident Bernard Ebbers, mit einer Weltkugel ablichten. Weltweit wird der Doppelkonzern MCI-WorldCom seine Kabel mit Telefónica zusammenschalten. Nach monatelangen Verhandlungen hatten die drei am späten Montag abend in Washington einen entsprechenden Vertrag unterzeichnet.
Der Spanier Villalonga wird künftig im Vorstand von MCI- WorldCom sitzen. Einer der beiden Amerikaner nimmt im Gegenzug in der Madrider Telefónica- Zentrale Platz. Die Spanier übernehmen zehn Prozent der Aktien bei der europäischen WorldCom- Tochter Euro Com, und die Amerikaner kaufen zehn Prozent bei der lateinamerikanischen Filiale der Spanier, der Telefónica International (TISA).
MCI, WorldCom und Telefónica wollen künftig sowohl auf dem amerikanischen als auch auf dem europäischen Markt gemeinsame Sache machen. Die spanische Telefónica, die auf zahlreiche Beteiligungen bei den wichtigsten lateinamerikanischen Telefongesellschaften baut, wird künftig gemeinsam mit WorldCom stärker auf den US-amerikanischen Markt vordringen. Die beiden wollen 200 Millionen Dollar investieren, um vor allem den innerkontinentalen Kommunikationsbedarf der in Nordamerika lebenden Lateinamerikaner zu bedienen. MCI öffnet den Spaniern ihre mexikanische Filiale Avantel, und in Puerto Rico werden die Amerikaner und die Spanier fusionieren.
Zu den Aktivitäten der WorldCom-Tochter Euro Com im Norden und Osten Europas soll künftig der Süden hinzukommen. Dazu werden Telefónica und WorldCom in den nächsten Monaten eine neue Gesellschaft aus der Taufe heben. Italien wird der erste Markt sein, auf dem sich die Allianz versuchen will.
Für die Telefónica ist der Pakt vom Montag der dritte Anlauf, eine stabile internationale Partnerschaft zu schließen. Schon einmal waren die Spanier dabei Weggefährten der MCI. Im April des Vorjahres verließ Telefónica den Verband zahlreicher europäischer Gesellschaften, Unisource, um sich mit MCI und British Telekom zusammenzutun.
Das Augenmerk richtete Telefónica bereits damals auf den amerikanischen Markt. Als WorldCom überraschend MCI aufkaufte, zerplatzten die Pläne Villalongas wie eine Seifenblase. Der Weg zurück zu Unisource war mittlerweile verbaut, und British Telekom schien plötzlich wieder die Interessen am spanischen Inlandsmarkt zu entwickeln, die der Konzern zur Zeiten des Bündnisses mit MCI und Telefónica hintangestellt hatte. Reiner Wandler
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen