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Böcke im Blumentier-Garten

Gefährdete Korallenriffs: Eine Fotoausstellung warnt vor der vielfältigen Bedrohung eines raffinierten Ökosystems  ■ Von Roswitha Tröger

Korallen sind Pflanzen – davon waren die Meeresforscher über Jahrhunderte fest überzeugt. Deshalb nannten sie sie schließlich „Blumentiere“und sprechen bei den Riffs noch heute von „Korallengärten“. Damit meinen sie ein raffiniertes Ökosystem, das unzähligen Fischarten, Schwämmen und Muscheln Lebensraum bietet. Korallenriffs sind sozusagen die Regenwälder der Meere, und in Gewässern wie dem Roten Meer oder dem Südpazifik bedecken sie weltweit eine Fläche von der Größe Frankreichs.

Und sie sind bedroht, worauf seit gestern eine Ausstellung im Kundenzentrum der Hamburger Wasserwerke hinweisen will. Nicht als „nett konsumierbares Erlebnis unter der Glaskuppel“, wie HWW-Pressesprecher Hans-Werner Krüger betont, sondern in Form farbiger Fotos mit erklärenden Texttafeln. Der Bremer Meeresökologe Marc Kochzius zeigt Aufnahmen, die er bei Forschungsarbeiten auf den Philippinen machen konnte.

Die von ihm fotografierten Korallenriffe schützen im pazifischen Ozean die Küstensiedlungen vor Wellenschlag und Erosion. Gleichzeitig droht ihnen von der Küste her aber auch die größte Gefahr. Nicht nur, daß die empfindlichen Organismen durch ungeklärtes Abwasser regelrecht zugeschissen werden, auch Sporttaucher und Andenkenjäger machen ihnen das Überleben schwer. Oder die Fischer, die mit Dynamit und dem hochgiftigen Cyanid ihre Fangquote steigern wollen. „Der Zugang zum Meer ist frei“, sagt Marc Kochzius, „und so sprengen sie alles in die Luft, was sich unter Wasser rührt.“

Ein herber Verlust, denn Korallen brauchen lange, bis sie sich erholt haben. Pro Jahr wachsen sie nur zwischen zwei Millimetern und zwei Zentimetern. Läßt mensch das Blumentier in Ruhe, dann kann es nicht nur meterdick, sondern auch hochbetagt werden: Große Korallenstöcke haben eine Lebenserwartung von bis zu 1000 Jahren.

„Korallengärten – bedrohte Naturschönheit“: bis 25. April im „Info Treff“der Wasserwerke, Rathausstraße 12

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