: „Warum nicht auch mal eine Heike?“
■ Frauenfußball-Bundesligist Eintracht heißt ab sofort Heike Rheine. Auch Programm und Strukturen des Klubs klingen fast revolutionär
Rheine (taz) – Nach dem SC Klinge Seckach, der bereits seit Anfang der 80er Jahre ein reiner Verein für Frauenfußball ist, hat als zweiter Verein der Bundesliga jetzt der FC Eintracht Rheine diesen Schritt vollzogen. Seit seiner Gründungssitzung am späten Dienstag abend hat der FFC „Heike“ Rheine die Nachfolge des Tabellensiebten FC Eintracht Rheine übernommen. Bundesweit wird der FFC Heike auch als Organisatorin des nächsten WM-Qualifikationsspieles des Frauen-Nationalteams in Erscheinung treten. Gegner am 2.April in Rheine sind die Niederlande.
„FFC“ bedeutet Frauenfußballclub. „Heike“ ist in den Vereinsnamen geraten, weil Heike Kinder die derzeitige Trainerin der Bundesliga-Elf ist. Heike? Als Name für einen Fußballklub? Das sei nichts Besonderes, wiegelt FFC- Boss Alfred Werner ab. „Es gibt viele Victorias, Fortunas und Herthas. Warum also nicht mal eine Heike als femininer Bezug?“ Den Gedanken, statt der momentanen Trainerin die herausragende Spielerin der letzten Jahre, Europameisterin Kerstin Stegemann, in den Namen des Vereins aufzunehmen, habe man verworfen, „weil Kerstin uns ja zu Saisonende verläßt“.
Derzeit ist der FFC Heike sieben Teams mit rund 150 Fußballerinnen stark. Neben zwei Frauen- und vier Mädchenteams existiert noch eine Hobbygruppe älterer Fußballerinnen über 30 Jahre. In den Aufsichtsrat integriert sind die Honoratioren, Politiker und Wirtschaftsgrößen der münsterländischen Stadt – vom Oberbürgermeister bis zum Sparkassenchef. „Wir haben bereits für die nächsten drei Spielzeiten einen abgesicherten Etat von jeweils 268.000 Mark, und da wird noch einiges dazukommen“, sagt Werner nicht ohne den Hinweis, daß man bereits mit der Gründung zum finanzkräftigsten Verein der Stadt geworden sei.
Sein Programm und die Vereinsstrukturen klingen im Vergleich zur weitgehend schläfrigen Bundesliga-Konkurrenz geradezu revolutionär. „Wir werden einen Partnerring mit weiteren Top-Teams aus Europa aufbauen und eine Patenschaft für einen Klub in Osteuropa übernehmen“, sagt der schwergewichtige Heike-Boss. Eine Baumarkt soll jeden Sommer eine Fußballschule für Mädchen finanzieren, eine Frittenkette den Hauptsponsor eines jährlichen internationalen Hallenturniers machen.
Möglicherweise bekommt Heike bald Gesellschaft: Auch bei den beiden Spitzen-Bundesligisten Grün-Weiß Brauweiler und der SG Praunheim gibt es konkrete Überlegungen, sich selbständig zu machen. Rainer Hennies
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen