Länderkammer muß länger auf den Rhein gucken

■ Bundesbauminister möchte, daß Bundesrat erst im Sommer 2000 nach Berlin umzieht

Bundesbauminister Eduard Oswald (CSU) hat dem Bundesrat empfohlen, bis zur parlamentarischen Sommerpause 2000 am Rhein zu bleiben und nicht nach einem Provisorium an der Spree zu suchen. Der Grund: Der neue Plenarsaal im ehemaligen Preußischen Herrenhaus an der Leipziger Straße werde erst im Mai 2000 fertiggestellt sein, sagte Oswald gestern. Gleichzeitig bekräftigte der Bauminister, daß die geplanten Kosten für den Umbau von 200 Millionen Mark eingehalten würden. Der Bundesrat hatte ursprünglich geplant, gemeinsam mit dem Bundestag und der Bundesregierung 1999 in die Hauptstadt umzuziehen.

Während die Fassade des 1904 erbauten Hauses schon in wenigen Wochen saniert sein wird, kommt der Innenausbau erst jetzt voran. Weil ursprünglich auf den rund 14.000 Quadratmetern die Bundesminister residieren sollten, deren Verwaltungen in Bonn bleiben, mußten die Planer ihre Entwürfe und Detailzeichnungen korrigieren.

Der für den Umbau zuständige Architekt Peter Schweger hat etwa in seinen Plänen auf die Wiedererrichtung des historischen holzvertäfelten Saales verzichtet, weil dieser mit mehr als 200 Millionen Mark teurer sein würde als das gesamte Projekt. Deshalb soll sich der Bau für den Bundesrat deutlich bescheidener geben als der für den preußischen Adel zu Beginn des Jahrhunderts. Durch viel Glas sollen Besucher den Bundesrat bei seiner Arbeit beobachten können. Über den Köpfen der Länderdelegierten wird sich ein weites Glasdach spannen, das viel Sonnenlicht in den Saal strömen läßt, sagte Schweger.

Vom Prunk des Preußischen Herrenhauses sind nur noch letzte Reste erkennbar. Nach der weitgehenden Zerstörung des Gebäudes im Zweiten Weltkrieg hatte die Akademie der Wissenschaften der DDR den Bau an der Leipziger Straße bezogen – „ohne Rücksicht auf die historische Substanz“, wie ein Mitglied des Bauministeriums betonte. In die Wandelhalle des Adels wurde damals eine Zwischendecke eingezogen und die Küche unter dem einst ornamentreichen Gewölbe plaziert.

Erst 1994 entschied der Bundestag, daß die Länderkammer wegen des wichtigen ständigen Kontakts zu Bundestag und Bundesregierung nach Berlin umziehen müsse. Ein Neubau im Spreebogen schied wegen zu hoher Kosten aus. rola