: Ausgesprochen weiblich?
Geld: Tabuthema für Frauen oder geschlechtsneutrale Ahnungslosigkeit – Hamburger FinanzmaklerInnen geben Auskunft ■ Von Roswitha Tröger
Geld regiert die Welt, aber gehen Frauen und Männer unterschiedlich damit um? Ja, sind einige Expertinnen überzeugt und wenden sich deshalb in erster Linie an eine weibliche Klientel. Wie Susanne Kazemieh: Auf Hamburgs Gelben Seiten springt ihre FrauenFinanzGruppe sofort ins Auge, nicht nur wegen des knallrosa Balkens. Unter „Finanzberatung u. -vermittlung“ist dies die einzige geschlechtsspezifische Eintragung; im Hamburger Telefonbuch, Stichwort Frauenfinanz-Beratung, ist immerhin mit dem FrauenFinanzBüro noch eine weitere verzeichnet. Und die übrigen rund 250 FinanzmaklerInnen? Kommen Frauen dort nicht nur im Namen nicht vor?
„Wir wissen, daß Geld bei Frauen das Tabuthema ist“, sagt Susanne Kazemieh. „Hier nehmen wir ihnen die Angst und Scheu, sich damit auseinanderzusetzen“, nennt sie die Vorzüge der FrauenFinanzGruppe. 95 Prozent ihrer KundInnen sind Frauen. Beim FrauenFinanzBüro liegt der Anteil der männlichen Kunden sogar bei zehn Prozent. Dennoch: Der besondere Hinweis auf Frauen im Firmenlogo läßt Kundinnen von vornherein sicher gehen, daß sie hier ausschließlich von Frauen beraten werden. „Wir können uns eher in weibliche Lebensläufe und die besondere Situation von Frauen hineindenken“, erklärt Rita Helmke vom FrauenFinanzBüro.
Da ist Detlef Haye ganz anderer Meinung. „In Geldfragen gibt es doch immer Erklärungsbedarf“, sagt der Mann von der Aurex Finanz- und Versicherungsmakler GmbH. „Da haben doch die wenigsten Ahnung.“Männer wie Frauen. Daß das Thema Geld für Frauen ein Tabu sei, habe er bisher noch nicht feststellen können. „Die meisten Frauen müssen ihr Geld verdienen wie andere auch.“Nur die ältere Generation von Frauen um die 70 habe noch verstärkt die Haltung: „Das überlasse ich lieber meinem Mann.“
Im Gespräch klärt Detlef Haye, was die KundIn will und was sie braucht. Dabei seien die Lebenssituation und die finanziellen Verhältnisse wichtig. Frauen und Männer könne er da durchaus gleich behandeln. Susanne Kazemieh dagegen erfährt oft aus „den Geschichten, die hinter dem Geld stehen“– wie Scheidung oder Tod des Partners –, wie riskofreudig ihre Kundinnen sind.
Und Mut zum Risiko möchte sie den Frauen schon machen: „Bei Banken rät man Frauen oft zu viel Sicherheit, aber wenig Gewinnchancen“, sagt Kazemieh. Dabei könnten als Altersvorsorge Aktienfonds – langfristig angelegt – über zwölf Prozent Rendite bringen. Auch Rita Helmke rät ihren Kundinnen gerne zu Investmentfonds, die Detlef Haye von Aurex allerdings nur in Fällen, wo jemand Geld „über hat“, empfiehlt. Sonst sind sie ihm als Altersvorsorge zu unsicher. Und das rät er Männern und Frauen.
Die letzte Entscheidung fällen aber immer die KundInnen. Denn zugunsten der Klientel muß jedeR MaklerIn beraten. Dazu verpflichtet das Gesetz. Bleibt also nicht zuletzt das Beratungsgespräch, das bei allen drei MaklerInnen bei erfolgreicher Vermittlung kostenlos ist. Und da ist letzten Endes der Instinkt gefragt. Vertrauenssache eben.
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