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Hanfgrünes Frühlingserwachen im Tiergarten?

■ Das Bündnis Hanfparade verteilt „Vogelfutter“: Mit dieser Aktion soll auf die Unsinnigkeit des Hanfsamenverbots aufmerksam gemacht werden. Ende März wird Nachschub erwartet

Wenn man den Meldungen der Berliner Boulevardpresse der letzten Wochen Glauben schenkt, wird Berlin in diesem Frühjahr hanfgrün erblühen: Denn „Hasch- Piraten greifen Berlin an“ und hätten inzwischen schon „7,5 Millionen Hanfsamenkörner“ allein in Berlin ausgestreut. Und „wer Hanfsamen sät, kann Cannabis ernten“, weiß die B.Z.. Wird eine langersehnte Vision endlich wahr? Für den privaten Cannabisbedarf nicht mehr zum Dealer rennen oder in mühervoller Eigenzucht im Badezimmer ein paar Pflänzchen über Monate hochziehen zu müssen, sondern zum gemütlichen Ernten einfach nur einen kleinen Spaziergang in den Tiergarten oder die Hasenheide zu machen?

Initiiert worden sind die publicityträchtigen Säaktivitäten als großangelegte „Vogelfütteraktion“ von der „Drogenpolitischen Guerilla“. Diese „Guerilla“ will deutschlandweit über eine Tonne Samen verstreuen. Engagierte „Vogelfreunde“, die gern als Verteiler fungieren möchten, können Hanfsamen über das Internet ordern (www.hanfnet.de/guerilla).

Für den Raum Berlin hat das Bündnis Hanfparade e.V., Veranstalter der Hanfparade, die Verteilerfunktion übernommen. „Bei uns sind Schweizer Medizinalhanfsamen gratis erhältlich. Wer davon welche zum Verzehr oder Vogelfüttern haben möchte, kann bei uns vorbeikommen“, sagt Gerd Brunner, Vorstandsmitglied beim Bündnis Hanfparade e.V. Das Bündnis Hanfparade e.V. hat seinen Sitz im Untergeschoß des Hanfmuseums Berlin. „Wir haben derzeit noch ausreichend Samen vorrätig. Ende März erhoffen wir Nachschub.“ Die Medizinalhanfsamen sind den Berliner Hanfaktivisten von einem Schweizer Sponsor überlassen worden. Gerüchten zufolge sind in der Hauptstadt inzwischen eine beachtliche Anzahl von engagierten Hanfsamensäern in den öffentlichen Grünanlagen aktiv. Zu welchem Prozentsatz die ausgestreuten Hanfsamen tatsächlich aufgehen, ist ungewiß. Schweizer Medizinalhanf hat nach ersten Erfahrungen eine Keimrate von rund 40 Prozent. „Durch Aktionen wie diese wollen wir der breiten Öffentlichkeit deutlich machen, wie unsinnig das Hanfsamenverbot ist“, so Brunner.

Das Bündnis Hanfparade e.V. hatte schon am 31. Januar, dem letzten legalen Verkaufstag für potente Hanfsamen, in einer großangelegten Verschenkaktion auf dem Alexanderplatz Schweizer Medizinalhanfsamen an mehrere hundert interessierte Cannabisfreunde abgegeben. Volker Wartmann

Infos: Bündnis Hanfparade e.V., c/o Hanfmuseum, Mühlendamm 5, 10178 Berlin, Tel.: (030) 247 202 33, Fax: (030) 247 202 34. Öffnungszeiten des Hanfmuseums: Dienstag–Freitag 10–20 Uhr, Samstag–Sonntag 12–20 Uhr.

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