: Bahn & Bike – gewollt oder geduldet?
■ Eine Verbindung, die immer besser klappt, aber leider noch viele Wünsche offenläßt
Das Unangenehme vorweg: Nach wie vor beschäftigt die Bahn AG Mitarbeiter, die sich anscheinend vor jedem Service-Lehrgang erfolgreich gedrückt haben und in jedem radfahrenden Reisenden eine potentielle Verspätung sehen. Streß bereiten können auch steile Treppen in den Bahnhöfen, die engen Türen der Fahrradabteile und die hohen Ladeflächen der Gepäckwagen. Und daß man in jeden Zug sein Velo einladen darf, ist noch nicht einmal im Fahrradparadies Holland möglich. In Deutschland erst recht nicht! Andererseits: Bahn& Bike ist eine Kombination, die sowohl Pendlern als auch Radtouristen Vorteile bietet. Wer seine Tour nicht direkt an der Haustür beginnen und ökologisch korrekt verreisen möchte, kommt an den Zügen nicht mehr vorbei.
Die erste Möglichkeit der Radbeförderung ist die Mitnahme als kostenpflichtiges Reisegepäck, also die eigenhändige Verladung in Gepäckwagen oder Fahrradabteile. Fast alle Nahverkehrszüge bieten inzwischen diesen Service an. Für eine Fahrt bis 100 Kilometer sind zusätzlich sechs Mark zu zahlen. Im Fernverkehr ab 100 Kilometer kostet die Fahrradkarte 12 Mark, mit der Bahncard drei Mark weniger. Hier kommen die meisten Interregios in Frage sowie Schnellzüge und einige Inter- und Eurocity-Verbindungen, insgesamt etwa 60 Prozent aller Fernzüge. Einige transportieren die Fahrräder auch ins europäische Ausland (zum Beispiel nach Belgien, Luxemburg, Niederlande, Österreich, Italien, Schweden und Dänemark). Reservierung ist zu empfehlen.
Welche Züge aber nehmen Räder mit? Das sagen dummerweise nicht die handlichen Städteverbindungshefte, aber dafür die Aushänge in den Bahnhöfen (Züge sind mit Rad-Piktogramm gekennzeichnet). Auskünfte erteilen auch die Radfahrer-Hotline der DB (0180/3194194), die vom 1.3. bis zum 30.11., werktags von 8 bis 18 Uhr und samstags bis 12 Uhr erreichbar ist, sowie das Internet (http://bahn.hafas.de/bin/db.w97/ query.exe/ds).
Für den Überblick brauchbar sind auch die „Bahn & Bike“-Broschüren, die kostenlos zu haben sind. Die eine umfaßt den Fernverkehr, die Hefte für den Nahverkehr sind nach Bundesländern gegliedert.
Die Mitnahme als kostenloses Handgepäck ist in allen Zügen, selbst im ICE, möglich, sofern es sich um ein Faltrad handelt. Das zusammengefaltete Velo sollte aus versicherungstechnischen Gründen zudem umhüllt sein.
Möglich ist auch die Beförderung des Fahrrades als Kurier-Sondergepäck. In diesem Fall wird es von zu Hause abgeholt und reist separat an den Zielort zumeist per Lkw. Dieser nicht mehr ganz so umweltfreundliche Spaß kostet 46 Mark (eine Fahrt). Im übrigen muß das gute Stück verpackt sein (Verpackungsmaterial stellt der DB-Kurierdienst für zehn Mark zur Verfügung) und wird lediglich an feste Adressen ausgeliefert. Fahrraddepots in Bahnhöfen gibt es nur noch in Aachen und München. Der einzige Vorteil dieser Transportart: kein Ärger mit mißlaunigen Zugbegleitern, die just in ihrem Zug keine Fahrräder zulassen wollen. heda
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen